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Australien und Ozeanien.
sinkt wieder nieder, jetzt erhebt sich an anderer Stelle eine zweite Fontäne;
auch diese hört auf, da fangen aber zwei zu gleicher Zeit an zu springen, eine
ganz unten am Flußufer, die andere gegenüber auf einer Terrasse, und so dauert
das Spiel wechselnd fort, als ob mit einem kunstvoll und großartig angelegten
Wasserwerke Versuche gemacht würden, ob die Springbrunnen auch alle gehen,
die Wasserfälle auch Wasser genug haben! Ich fing an zu zählen alle die ein¬
zelnen Stellen, wo ein kochendes Wasserbecken sichtbar war, oder wo eine
Dampfwolke ein solches andeutete. Ich zählte 76 Punkte, ohne jedoch das ganze
Gebiet übersehen zu können, und darunter sind viele intermittierende, geyser-
ähnliche Springquellen, welche periodische Wassereruptionen haben."
Über die Entstehung und Tätigkeit der heißen Springquellen
oder Geyser hat Bunsen folgende Theorie aufgestellt, der T yndall und
andere Gelehrte beigestimmt haben. „Nach dieser Theorie", die Th. Kirchhof!
in einem Aufsatze über einen Ausflug nach dem Yellowstone - Park mitteilt,
„sammelt sich in bedeutender Tiefe, oft mehrere tausend Fuß tief, unter jedem
Geyser eine Wassermenge an, deren Temperatur durch Berührung von Felsen,
die vom Erdinnern erhitzt sind, eine sehr hohe ist. Das Wasser befindet sich
unten unter einem starken Druck von Gasen und sucht einen Ausweg nach der
Oberfläche, den es durch eine Röhre mit darüberliegendem Krater zuwege bringt.
Die in der Röhre angesammelte Wassersäule, die zum Teil durch Seitenzuflüsse
von heißen Quellen entsteht und deren Temperatur nach unten zunimmt, speichert
alle Wärme auf, die ihr zugeführt wird, bis sie irgendwo in der Tiefe den Siede¬
punkt erreicht. Zum Sieden kann das Wasser unter dem ungeheuren Druck,
der durch die Atmosphäre je nach der Höhenlage beeinflußt wird, aber nicht
gelangen. Der unterhalb der Röhre sich entwickelnde Dampf hebt, je mehr
seine Spannung zunimmt, die WTassersäule allmählich höher und höher, bis diese
das über ihr liegende Becken oder den Hohlkegel ganz mit Wasser angefüllt
hat. Infolge dieses Steigens und Überwallens der Flut vermindert sich der
Druck in allen Teilen der Röhre, das überhitzte Wasser in der Tiefe derselben
wird bis zu einem Punkt emporgehoben, wo der Druck von oben das Sieden
nicht mehr zu verhindern vermag, eine große Menge Wasser verwandelt sich
sozusagen stufenweise plötzlich in Dampf, dessen ungeheure Ausdehnungskraft
den Druck der Wassersäule überwindet und diese, mit Dampf vermischt, aas
dem Kanal hoch in die Luft schleudert, — und der Geyser ist da in seiner
großartigen Tätigkeit. Das Brausen, Knallen und donnerartige Getöse, das
einem mächtigen Ausbruche vorherzugehen pflegt, entsteht dadurch, daß sich
der Dampf in dem kältern Wasser oben in der Röhre oder in den Seitenkanälen,
in welche er eindringt, plötzlich verdichtet, wodurch er, je nach seiner Menge
und der Größe und Gestalt der Röhren, schwächere oder stärkere Explosionen
verursacht. Der Vorgang und die Zeitdauer eines Geyser-Ausbruchs werden
durch die Gestalt und Tiefe der Röhre und die Menge des Wassers in derselben
bedingt, und da sich die Röhre sofort wieder mit Wasser anfüllt und dieselben
Bedingungen für die aufzuspeichernde Wärme anhalten, so wiederholen sich auch
die Ausbrüche in ungefähr demselben Zeitraum." Nach dieser Theorie Bunsens
hat Tyndall kleine künstliche Geyser aus einer bauchigen Glasflasche mit spitz
zulaufender Glasröhre und darüber liegendem Kraterbecken hergestellt, die ganz
regelrecht arbeiten, wenn man das die Flasche zum Teil füllende Wasser mittels
eines Gaskochers zum Sieden bringt.
Von den übrigen Inseln und Inselgruppen Ozeaniens sind
namentlich Neu-Pommern lind die diesem gegenüberliegende Nord¬
ostseite Neu-Guineas, sowie die Salomons-, Fidschi-, Tonga-,
Samoa- und Hawaii-Inseln reich an Vulkanen oder Vulkanbergen.
Auf der Nordseite der in deutschem Besitz befindlichen großen
Insel Neu-Pommern liegen die drei Vulkane Vater, Süd- und
Nord söhn, von denen die beiden ersteren noch tätig sind, und
von der vulkanischen Gazellen-Halbinsel dieser Insel springt