236
B. praktischer Teil
Ballen vom Lahnhos. (Ein Ballen von 80 kg ungereinigter Wolle kostet
50 bis 60 BT., gereinigte etwa das dreifache, je nach Reinheit und Härte.
Die Nolle wird in großen Bottichen mit Sodalauge gewaschen, dann
gespült, zwecks Entfernung des Wassers in einer rotierenden, seitlich
durchlöcherten Trommel ausgeschleudert, gefärbt und getrocknet.
Damit sie flockig wird, wird sie im „Reißwolf" Maschine) zwischen
scharfen und mit vielen Spitzen versehenen Walzen zerrissen, auch gleich-
zeitig meliert und durchfettet.
Die nächste Maschine heißt „Rohkrempel". Kuf einem Tisch vor
derselben wird die Wolle ausgebreitet und geht dann über mehrere stachel-
besetzte Walzen. Diese schon etwas zusammengefügte Wolle heißt Flor
oder Pelz- er wird auf eine holzwelle gelassen und von ihr zerrissen.
Im „Feinkrempel" macht der pelz nun denselben Prozeß durch,
nur in umgekehrter Reihenfolge. Jetzt ist der pelz feiner geworden und
macht auf dem „vorspinnkrempel" denselben Gang zum drittenmal
durch. Dann wird der Pelz durch viele verschränkt laufende Lederriemen
geteilt, zu starken Fäden gerieben und als „Vorgarn" auf Walzen
gerollt.
Das Vorgarn kommt in die Spinnmaschine, deren Vorderteil auf
Schienen selbsttätig hin und her geht. Im feststehenden Hinterteil sind die
Walzen mit dem Vorgarn angebracht. Im Vorderteil liegen die Spulen,
zu denen die Fäden übergeleitet werden. Geht der Vorderteil nach vorn,
so drehen sich die Spulen rasend schnell und drehen die Fäden des vor«
garns zusammen- geht er zurück, so drehen sich die Spulen wieder und
rollen das Garn auf. Nun werden die Spulen abgenommen, auf einer
Scherleiter befestigt und die Fäden auf dem Scherrahmen zu einer
„Rette" (etwa 2700 Fäden) vereinigt.
Diese Rette wird auf dem Webstuhl verteilt. Letzterer sieht so aus
wie der Webstuhl, den man gelegentlich noch in den Häusern findet, nur
daß er mit Rlaschinenkraft betrieben wird. Je 20 Fäden (eine Stiege)
werden zusammengenommen, durch den „Offner" geleitet und auf dem
„Rettenbaum" ausgebreitet, von hier aus werden die Fäden auf „G e -
schirre" verteilt. Das sind mit Gsen versehene starke Schnüre, die oben
und unten an Leisten befestigt sind. Durch jede Ose geht ein Faden, und
die Maschine bewegt die Geschirre abwechselnd nach oben oder unten, was
beim Handbetrieb der Fuß der Weberin bewirkt. Durch die getrennten
Fäden schießt das „Schiffchen", welches eine Spule mit Wolle enthält,
und die „Lade" („Rammlade") schlägt den Faden fest. Das so entstandene
Tuch rollt sich auf den „Tuchbaum" auf und wird verknotet, in der
Waschmaschine mit Sodalauge und Seife gewaschen und in einer Walk-
Maschine enger in sich verfilzt. Endlich wird das Tuch getrocknet,
geschoren (Entfernung der Unebenheiten), gebürstet, in die presse
getan und „gelegt". Nun ist es zum Versand fertig. Wer kauft es?