Full text: Der dreißigjährige Krieg

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Hälfte seines Heeres. - Die geretteten Trümmer erreichten endlich die 
mansfeldifchen Truppen und so hatte Mansfeld wenigstens einigen Zu¬ 
wachs erhalten. 
Der Kaiser kam bald zu der Einsicht, daß ihre gänzliche Besiegung 
langwierig werden würde. Abermals verschmähte er es nicht, zur List zu 
greifen. „Ich bin nicht abgeneigt," sagte er, „Friedrich wieder in 
seine Erblander einzusetzen, aber derselbe muß vorher alle Feindseligkeiten 
einstellen und Mansfeld und Christian entlasten." Friedrich traute den 
glatten Worten des Kaisers und entsagte aller Gemeinschaft mit seinen 
Bundesgenosten. Diese mußten Deutschland verlassen und kamen nach 
unsäglichen Mühen und Beschwerden mit einem ganz zusammengeschmol¬ 
zenen Heere endlich in Holland an. 
Dem Kaiser war es mit seinem Versprechen keineswegs Ernst ge¬ 
wesen. Auf dem Kurfürstentage in Regensburg mußte Friedrich mit 
blutendem Herzen die Erfahrung machen, daß Maximilian von Baiern 
mit der Kurpfalz belehnt wurde. Um keinen ernstlichen Widerspruch zu 
erfahren, beschwichtigte der Kaiser zuerst den mächtigsten Reichssürsten 
unter den Protestanten, den Kurfürsten von Sachsen. Dies gelang ihm 
bald, da er ihm die Lausitzen noch langer pfandweise überließ, und einige 
andere brachte er dadurch zum Schweigen, daß er ihrer Habsucht Aussich¬ 
ten zur Befriedigung machte. Die schöne Pfalz wurde unter dem katho¬ 
lischen Oberherrn bald ein zweites unglückliches Böhmen. Wer dem 
evangelischen Glauben nicht entsagen wollte, mußte den heimathlichen 
Boden verkästen und in fremden Gegenden eine Zufluchtsstätte aufsuchen. 
Schaarenweise strömten die Jesuiten herbei und in kurzer Zeit war die 
Pfalz in ein katholisches Land umgewandelt. 
IV. Der dänische oder niedersächsische Krieg. 
Abermals schien der Krieg zu Ende zu sein, wenigstens stand dem 
Kaiser kein Feind mehr gegenüber; aber dennoch entließ er sein Heer nicht. 
Dieser Umstand brachte die Evangelischen zu immer größerer Gewißheit, daß 
es auf ihre völlige Unterdrückung abgesehen sei. Selbst die übrigen europäi¬ 
schen Staaten richteten ihre Blicke mit Mißtrauen nach Wien, weil die wach- 
sendeMachtdesKaiserssi'e mitBesocgniß erfüllte. Das nördliche Deutsch- 
land, von Tilly bedroht, suchte die Schwerter zuerst wieder hervor. Eng¬ 
land, Holland und die andern Großmächte Europa's versprachen Unter¬ 
stützungsgelder, und so wurde es möglich, in kurzer Zeit 60,000 Mann 
auszurüsten. Die Herzöge von Mecklenburg und Braunschweig, sowie 
Mansfeld und Christian, schlossen sich mit ihren Truppen dem Bundes¬ 
heere an. Lange war man wegen der Wahl des Kriegsobersten zweifelhaft. 
Endlich entschied man sich für Christian IV., König von Dänemark. 
Mit einem Heere von nahe an 100,000 Mann umgeben, hoffte dieser, den 
Krieg sehr bald zu Ende zu führen; die Folgezeit lehrte ihm aber, daß diese 
Erwartung eine bittere Täuschung war.
	        
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