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Sarg, der für ihn lang genug war. Um seinen Leichnam dennoch hinein
legen zu können, mußte man ihm sogar die Beine zerschlagen. Die Güter
des Ermordeten wurden eingezogen und an seine Mörder vertheilt.
Obgleich der Kaiser über seines großen Feldherrn Ende weinte, als
man ihm den Degen, die Orden und den Waffenrock überbrachte; obgleich
er 3000Seelenmeffen für ihn lesen ließ: so freute er sich doch, den gefürch¬
teten Friedlander los zu sein. Um die That zu rechtfertigen, wurden dem
Ermordeten in einer Schrift eine lange Reihe von Verbrechen zur Last ge¬
legt. Bis auf den heutigen Tag ist aber Wallensteins Schuld oder Un¬
schuld unentschieden. Nur so viel ist gewiß, daß er 3 Tage vor seinem
Tode denHerzogBernhard aufforderte, mit seinenTruppen nach Böhmen
vorzurücken und ihm zu Hülfe zu kommen.
Die Schlacht bei Nördlingen. Der Kaiser übertrug nun den
Oberbefehl seinem Sohne, dem römischen Könige und Erzherzoge Ferdi¬
nand. Dieser zog mit 25,000 Mann Fußvolk und 10,000 Reitern die
Donau entlang, nahm mehrere Städte ein und drang siegreich bis Nörd-
lingen vor, welches er belagerte. Bernhard, von der Gefahr die Nördlin-
gen bedrohte, unterrichtet, eröffnete dem Generale Horn den Plan, der be¬
drängten Stadt zu Hülfe zu eilen. Horn und selbst Oxenftierna riethen
dem Herzoge, von diesem Vorhaben abzusehen, weil es für ihnunglücklich
ausfallen müßte. Bernhard drang ausÄusführung seines Entschlusses und
so vereinigte sich, obgleich ungern, Horn mit seinem Heere. Am 6. Sep¬
tember 1634 kam es zur S ch la cht be i Nörd ling en. Der Kampf war
ein furchtbarer. Gewisse Siegeshoffnung aufSeiten derKaiserlichen und
Verzweiflung aufSeiten der Schweden spornten beide Theile an, mit kalter
Todesverachtung den Kampf zu führen. Die Reihen der Schweden wurden
wiederholt durchbrochen und von Bernhard vergebens wieder geordnet. Das
tapfere schwedische Heer wurde fast gänzlich aufgerieben, und als endlich
der eine Held des Heeres, der muthige Horn, in Gefangenschaft gerieth, trat
Bernhard mit der kleinen Schaar seiner Truppen den Rückzug an.
VI. Der schwedisch-französische Krieg.
Die gänzliche Niederlage der Schweden bei Nördlingen war für die
ferneren Ereignisse von unberechenbaren.Folgen. Das unbeschränkte
Vertrauen der Protestanten zu der Unbesiegbarkeit der Schweden erhielt
einen gewaltigen Stoß. Die Bande, welche bis jetzt die protestantischen
Fürsten noch an ihre Retter knüpfte, lockerten sich immer mehr und Oxen-
stierna sah sich genöthigt, in Frankreich Hülfe zur Fortsetzung des
Krieges zu suchen. Der kluge Franzose, Richelieu, der das könig¬
liche Haus und das ganze Land beherrschte, sähe hierin eine willkommene
Gelegenheit, die französische Macht nach Außen hin zu erweitern. Er
erbot sich, 12,000 Mann gegen Oesterreich in's Feld zu stellen, sobald der
Elsaß an Frankreich abgetreten und ihm das Besatzungsrecht aller Festungen
von Breisach bis Konstanz zugesichert würde. Die Noch der Schweden