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ganz mit Unrecht die Bekehrung des Pribislaus genannt, weil er öffentlich
im Namen Aller erklärte, daß sie bedingungsweise zum Uebertritt zum
Christenthum bereit seien.
Gerold ging jetzt wieder zum Herzog ab, um der Provinzialversamm¬
lung zu Artlenb er g beizuwohnen, das dem heutigen Lauenburg gegenüber
an der Elbe lag. Auch die Fürsten der Slaveu waren hierher berufen und
Heinrich ermahnte auf den Wunsch des Bischofs selbst die Slaven, das
Christenthum auzunehmen. Wie übrigens diese darüber dachten, das ver-
rieth Niklot. „Wenn der Gott, der im Himmel wohnt," sagte er zum
Herzog, „dein Gott ist, so sei du unser Gott, das ist uns genug. Diene du
ihm, wir wollen dir dienen," — welche Gotteslästerung ihm der Herzog
ernstlich verwies.
3. Der 13..August 1163.
Das ist der Todestag Gerolds. Acht Jahre reichlich ist es ihm ver¬
gönnt gewesen, im Weinberge seines Herrn zu arbeiten; aber reicher Segen
ist ihm gefolgt. Er hat hin und her jm Lande neue Kirchen gegründet und -
Priester berufen, die willig waren, der Mission unter, den Heiden ihr Leben
zu weihen; mit den Predigern kamen auch Ackerbauer und Handwerker,
welche sich um die Gotteshäuser ansiedelten; das Land der Wenden verlor
den Charakter der Wildniß, und geordnete Städte und Dörfer blühten aus,
wo Deutsche und Wenden, die sich sonst blutig bekriegt hatten, friedlich neben
einander wohnten.
Graf Adolf und seine fromme Gemahlin Melchthilde unterstützten
ihn eifrig in seinem Wirken. So schenkte ihm der Graf auf den Wunsch des
Herzogs dreihundert Hufen Landes zu seinem Unterhalt. Der Bischof baute
sich hier ein Haus, und um dasselbe her bauten sich Andere an; der Ort er¬
hielt städtische Einrichtungen und den Namen Eutin. Das Kloster zu
Högersdorf ward wieder nach dem Orte der ersten Stiftung, nach Segeberg,
verlegt, so ungern auch der Probst Ludolf mit seinen Mönchen den stillen
Ort verließ. Jm Jahre 1156 konnte Gerold in Gegenwart des Grasen
und der Gräfin die zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers neuerbaute
Kirche zu Oldenburg, wo sich Holsteiner angesiedelt hatten, einweihen. Als
Priester ward ein Mönch aus Neumünster, Namens Bruno, angestellt, der
aus allen Kräften für das Christenthum wirkte, der mit eigner Hand die
Götzenhaine niederschlug und fleißig in slavischer Sprache predigte. Man
untersagte den Wenden das Schwören bei den Bäumen, Quellen und Stei¬
nen und gebot ihnen, diejenigen, welche eines Verbrechens beschuldigt waren,
zu dem Priester zu führen, um sie mittelst der Eisenprobe ihre Schuld oder
Unschuld beweisen zu lassen. Auch legte der Graf den Wenden die Ver¬
pflichtung auf, ihre Todten aus dem Kirchhofe zu beerdigen und an den Fest¬
tagen zum Anhören der Predigt in der Kirche zu erscheinen. Als die Slaven
eines Tages einen Dänen gekreuzigt hatten, zeigte Bruno es dem Grafen
an. Die Uebelthäter wurden vorgefordert und bestraft, und diese Art der
Bestrafung ein- für allemal untersagt. Nun empfahl der Bischof dem Grafen
auch die Anlegung einer Kirche in Süsel. Man sandte den Priester
Deilan von Neumünster dahin, der Lust hatte, den Heiden das Evan¬
gelium zu predigen. Er kam zwar an der Alten-Kremper Au in eine