XI
der oft unlautersten Zwecke nöthig hat. Möge sich immer der
Zögling einer gelehrten Schule von verschiedenen sich einander
entgegengesetzten Lehren hin und her ziehen lassen, ihm wird die
Wissenschaft, der er sein ganzes Leben widmet, wenn er von
Natur tüchtig ist, schon die rechte Mitte zeigen; allein was
sollen unsere Mädchen und Frauen, die auf das wirkliche Leben
gestellt sind, mit solchem Vorrathe anfangen, der ihnen, wenn
sie Geist haben, Langeweile macht, wenn ihnen aber der Geist
fehlt, den widerlichen Anstrich affectirter Pedantinnen gibt?
Der Geschichtschreiber soll so wenig als der Dichter mit Sen¬
tenzen und dürren Worten lehren wollen; aus der sinnlichen
Gestaltung muß der Gedanke von selbst hervorspringen; diesen
schnell und richtig aufzufassen, gelingt dem Mädchen meist besser,
als dem wohlgeschulten Jünglinge, der schon gewöhnt ist, sich
Alles in langen Paragraphen demonftriren zu lassen. — Noch
muß der Verfasser eines Vorwurfes gedenken, der ihm häufig
gemacht wurde, daß er Poesien mitten in die Erzählung ausge¬
nommen habe. Er glaubt dafür keinen besseren Anwalt zu
finden, als den Herren Recensenten im schlesischen Schulboten, der
über diese Einrichtung also schreibt:
„An geeigneten Orten werden Stellen aus den alten Classi-
kern, zuweilen auch ganze Gedichte deutscher Classiker eingefloch¬
ten. Sehr zweckmäßig! Wird dadurch auch zuweilen weniger
für die Geschichte gewonnen (treiben denn unsere Töchter Ge¬
schichte, um Historiker zu werdend), so ist der Gewinn hin¬
sichtlich des Verständnisses jener Rassischen Werke und für Gei¬
stesbildung und Gemüthsveredlung überhaupt um so größer. Hat
der Lehrer durch die Darstellung des Wirkens eines Pythagoras
seine Schülerinnen eingenommen für diesen Weisen des Alter-
thumes: so hören sie gern wie Theano, die Frau des Pythago¬
ras, in drei Briefen die Pflichten der Mutter, der Gattin und
der Herrin schildert. — Das herrliche Gedicht von Schiller
„das eleusische Fest" ist ohne Commentar schwer zu verstehen