Full text: Das Alte Rom oder Schilderung der bürgerlichen, religiösen und militärischen Verfassung, des häuslichen Lebens, der Sitten, Gebräuche und Meinungen der alten Römer

— 522 — 
Ein Mädchen konnte auch stillschweigend eines Mannes 
Frau werden, wenn sie mit Bewilligung ihrer Aeltern oder 
ihres Vormundes ein Jahr lang in seinem Hause ehelich 
mit ihm lebte, und in dieser Zeit nicht drei Nächte ausser 
dem Hause zubrachte. Geschah letzteres nicht, so kam die 
Dame nicht in die Gewalt des Mannes, sie wurde nicht 
Maler Familiae, sondern sie blieb in der väterlichen Ge¬ 
walt, und hieß Matroca, 
16?. 
Fortsetzung. Die Nermählungsfeier. 
An dem Tage der Trauung schmückte sich die Braut 
festlich mit ihrem besten Schmuck, und einem langen schnee¬ 
weißen Kleide mit purpurfarbnen Franzen. Ihr Haar war 
in sechs Lockest abgetheilt, und mit Blumen umkränzt. Ein 
rother oder feuerfarbner Schleier verhüllte ihr Gesicht, und 
um ihren Leib war ein wollener Gürtel (Zona) in einen 
Knoten geschürzt, den der Bräutigam lösen mußte. 
Bei der Vermählung wurden der Juno als Göttin der 
Ehe Opfer gebracht, und Auspicien angestellt. Die Galle 
des Opferthieres wurde von den Eingeweiden abgesondert, 
und weggegoffcn, zum Zeichen, daß alle Bitterkeit auS der 
Ehe entfernt scpn soll. 
Alle Hochzeitgäste hatten sich indessen in dem Hause des 
Brautvaters versammelt, und begleiteten Abends in feier¬ 
lichem Zuge die Braut in des Bräutigams Haus. Sie 
sträubte sich scheinbar zu gehen, sie wurde aber mit sanfter 
Gewalt aus den Armen der Mutter gerissen, zum Andenken 
der gewaltsamen Entführung der Sabinerinnen. Zwei 
schön geschmückte Knaben, die beide ihre Aeltern noch haben 
mußten, nahmen sie in die Mitte, und ein dritter ging
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.