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ließ er sich durch verrätherische Versicherungen bewegen,
mit einem kleinen Gefolge zu einer Fürstenversammlung
nach Mainz zu reifen. Bei Bingen am Rhein aber
wurde er im I. 1105 festgehalten, gefangen gesetzt,
und gezwungen, seinem Sohne die Herrschaft zu über¬
geben. Als er seine Freiheit wieder erlangt hatte, er¬
warb ihm sein Unglück viele neue Freunde, und er
konnte ein zahlreiches Heer sammeln; aber indem er
gegen Teutschland vorrückte, wo sein Sohn Heinrich
zum König gewählt worden, überraschte ihn (1106) der
Tod. Fünf Jahre mußten seine Gebeine in der Dom¬
kirche zu Speier über der Erde stehen, biö sie endlich,
von dem Bannflüche entlastet, Ruhe im Grabe fanden.
Sein Sohn Heinrich V, der den langen Streit
mit den Päpsten endigte, starb (1125) ohne Erben,
und mit ihm erlosch der fränkische Königsstamm» Sein
Nachfolger war Herzog Lothar von Sachsen, nach des¬
sen Tode (1137) die Nachkommen Friedrichs von
Hohenstaufen auf den teutschen Thron kamen.
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IV. Schicksale der wichtigsten übrigen Staa¬
ten bis zum zwölften Jahrhunderte.
Italien. Wir haben schon im Vorbeigehen
gehört, wie nach der Zerstörung des Langobardenreiches
durch Karl den Großen (I. 774) das obere Italien
fränkisch wurde, wie nach dem Aussterben dos karolingi¬
schen Geschlechts einzele Mächtige daselbst erhoben, bis
endlich Kaiser Otto I die Krone Italiens erlangte.
Die Langobarden aber hatten auf den Trümmern ihres
Reiches eine Menge kleiner Fürstenthümer im südlichen
Italien errichtet, die sie fast unumschränkt beherrschten.
Die teutschen Kaiser behaupteten ihre Gewalt unter
manchen Kämpfen; aber allmählich, und besonders
während der unruhigen Regierung Heinrichs IV, mach-