II.
im Schatten des Kains.
1. Friedrich Svttlieb Klopifock.
Friedrich Gottlieb Klopstock wurde am 2. Juli 1724 zu Quedlinburg geboren, verlebte hier und in
Friedeburg im Mansfeldischen seine Jugend, besuchte das Gymnasium seiner Geburtsstadt und war von Herbst
1739 bis Herbst 1745 auf Schulpforta, von wo er sich zum Studium der Theologie zuerst nach Jena, dann
von Juni 1746 bis Mai 1748 nach Leipzig begab. Hier verkehrte er im jungen Dichterkreis der „Bremer Bei¬
träger", gab seine ersten Oden und 1748 die ersten drei Gesänge des Messias (abgeschlossen 1773) heraus, den
er schon auf Schulpforta geplant und in Jena begonnen hatte.
Auf die Universitätszeit folgte die Tätigkeit als Hauslehrer in Langensalza 1748 bis 1759 mit der
unerwiderten Neigung zu seiner Base Marie Sophie Schmidt, der Fanny seiner Oden, und der durch seinen
Gönner, den verdienstvollen Kritiker Johann Jakob Bodmer, veranlaßte Besuch von Zürich Juli 1750 bis
Februar 1751. Ein Jahresgehalt von 400 Talern, das ihm König Friedrich V. von Dänemark aussetzte, zog
ihn nach Kopenhagen. Auf dem Wege lernte er zu Hamburg Margareta (genannt Meta) Möller kennen, die
er am 10. Juni 1754 als Gattin heimführte, die ihm aber schon am 28. November 1758 der Tod entriß. Nach
dem Sturze seines Gönners, des Ministers Bernstorff, zog Klopstock im Oktober 1770 nach Hamburg, wo er
sich 1791 mit Metas Nichte, Johanne Elisabeth von Winthem, verheiratete. In Hamburg schrieb er die letzten
beiden seiner drei vaterländischen Bardiete (Die Hermannsschlacht 1769; Hermann und die Fürsten 1784;
Hermanns Tod 1787), und hier starb er am 14. März 1803; vom Senat zu Hamburg wurde er acht Tage
später mit königlichen Ehren zu Ottensen beigesetzt.
137. Dem Erlöser.
1750.
er Seraph stammelt, und die Un¬
endlichkeit
bebt durch den Umkreis ihrer Gestlde
nach
dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich,
daß ich mich auch in die Jubel dränge?
2. Vom Staube Staub! Doch wohnt
ein Unsterblicher
von hoher Abkunft in den Verwesungen
nnd denkt Gedanken, daß Entzückung
durch die erschütterte Nerve schauert.
3. Auch du wirsteinmalmehrwieVer-
wesung sein,
derSeeleSchatten, Hütte, vonErd'erbaut;
und andrer Schauer Trunkenheiten
werden dich dort, wo du schlummerst,
wecken.
4. DerLebenSchauplatz, Feld, wo wir
schlummerten,
wo Adams Enkel wird, was sein Vater
war,
als er sich jetzt der Schöpfung Armen
jauchzend entriß und ein Leben dastand!
5. O Feld, vom Aufgang bis, wo sie
untergeht,^
der Sonnen letzte, heiliger Toter voll,
wannseh'ichdich?WannweintmeinAnge
unter den tausendmaltausend Tränen?
6. Des Schlafes Stunden oder Jahr¬
hunderte,
fließt schnell vorüber, fließt, daß ich
aufersteh'!
Allein sie säumen, nnd ich bin noch
diesseit am Grabe! O Helle Stunde,