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Krummacher. Hoffmann. Lessing. Pocci.
98. Die fleißigen Kinder.
1. Wir sind noch jung und sind noch klein,
Drum wollen wir recht lernen
Und fleißig wie die Bienen sein
Und stille gleich den Sternen.
2. Es leuchtet ja die ganze Nacht
Ihr klarer, stiller Schimmer;
Wir geben drum gleich ihnen acht,
Sind still und folgsam immer.
3. Die Fischlein machen's anders nicht,
Die sind auch immer munter
Und schwimmen, wenn der Tag anbricht,
Die Bächlein auf und unter.
4. Wir thucn's auch den Böglein nach,
Die singen von den Bäumen:
„Ihr Kinder, seht, schon ist es Tag,
Drum ist's nicht Zeit, zu träumen!"
5. Wir lernen drum mit frohem Mut,
Dann geht's auch viel geschwinder,
Und doppelt schmeckt die Ruhe gut,
Sind fleißig kleine Kinder.
Franz Pocci.
99. Uube und Sock.
Es war einmal ein Bube, der wollte lieber essen als lesen, hielt
mehr von Nüssen als vom Wissen; darum nannten ihn die Leute den
Faulen. Das wollte ihn aber sehr verdrießen, und er dachte: „Wart',
will es euch allen zeigen, wie ich fleißig bin!" nahm sein Lesebuch
und ging hinunter auf die Straße. Aus der Straße lag ein dicker
Baumstamm, auf den setzte sich der Knabe. Dort mußten die Leute
alle vorbei. Er nimmt das Buch auf den Schoß, hält es aber verkehrt,
^ daß die Buchstaben alle auf dem Kopse stehen. Da sitzt er, guckt
hinein und baumelt mit den Beinen. Bald nickt er aber mit dem
^apfe, denn er ist eingeschlafen.
Wer kommt um die Ecke am Gartenzaune? — Der Ziegenbock
llt es, ein munterer Gesell, der seine Kopfarbeit wohl gelernt hat und
® mit jedem darin aufnimmt; denn seine Hörner sind groß, und seine
^lirn ist hart. Der tritt zu dem schnarchenden Buben und sieht ihn
uicken. „Hei," denkt er, „meinst du mich? Ich bin schon dabei!" Er
Uampst mit den Vorderbeinen und geht einige Schritte zurück. Der
vuinge nickt weiter. „Gleich!" meint der Bock, nimmt einen Anlauf,