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Noch schmählicher war der Untergang von zwei andern be¬
trächtlichen Haufen, von denen der eine, von einer Ziege und
einer GanS angeführt, am Rhein über die Juden herfiel und
viele Tausende erschlug. Zu ihm gesellte sich ein dritter fast
200000 Mann starker Haufen. Beide wurden in Ungarn
und der Bulgarei fast ganz aufgerieben. Endlich rückte das
eigentliche, aus dem Kern deutscher und französischer Krieger
bestehende Hauptheer unter Gottfried aus, und erhielt freien
Durchzug durch Ungarn; die übrigen folgten zu Wasser. In
Konstantinopel mußte Gottfried dem mißtrauisch gewordenen
griechischen Kaiser den Vasalleneid schwören. Vor Nicäa, wo
der Sammelplatz war, belief sich das ganze Heer auf 400000
Mann. Nach Eroberung dieser Stadt zog das Kreuzheer vor
Antiochien. Während der neunmonatlichen Belagerung dieser
Stadt stieg die Noth der Kreuzfahrer auf's Höchste, und Hun¬
ger und Pest rafften viele dahin. Die Griechen, welche das
Kreuzheer begleiteten, kehrten heim, selbst Peter wollte heimlich
entfliehen. Im Juli 1096 ergab sich Antiochien. Nun rückte
man gegen Jerusalem vor. Das Heer war auf 60000 Mann
zusammengeschmolzen, als man die Stadt erreichte. Die Be¬
lagerung war aber mit den größten Schwierigkeiten verbunden,
denn es gebrach an Holz zum Bau der Belagerungswerkzeuge.
Zudem hatten die Türken die Brunnen zugeworfen: viele
Christen verschmachteten, viele kehrten jetzt noch zurück. Ehe
es zum Sturm kam, wurde eine allgemeine Prozession um die
Mauern veranstaltet, und jeder Krieger erhielt das Sakrament.
Zwei deutsche Brüder waren die ersten auf den Mauern,
Gottfried der dritte. Es kam nun zu einem beispiellosen
Blutbade, denn alle Muhamedaner ohne Rücksicht auf Alter
und Geschlecht mußten über die Klinge springen. Die Beute
war unermeßlich. Aber Gottfried nahm keinen Theil an den
Greueln. Er war zum heiligen Grabe gezogen und hatte
gebetet. Endlich folgten mehrere seinem Beispiele und nach
wenigen Stunden ertönte die ganze Stadt von Dankliedern.
Dies geschah am 15. Juli. 1099. Man bot nun dem edlen
Gottfried die Königskrone an; aber er begnügte sich mit dem