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Heimath, zu zerstören mit eigener Hand die Stadt, und einige
Meilen von der Küste sich neue Hütten zu bauen!"
Da aber gerieth ganz Karthago in Wuth und Verzweiflung.
Alle schwuren, mit der Vaterstadt unterzugehen. Sofort be¬
gannen die Nothanstalten der Gegenwehr. Die Thore wurden
verrammt, der Hafen mit einer langen Zugkette gesperrt, die
Giebel der Häuser abgetragen, um sie zum Schiffbau zu ge¬
brauchen. Ganz Karthago glich einer großen Werkstatt; in
allen Straßen wurde gehämmert, gehobelt, geschmolzen. Die
Weiber gaben ihr goldenes und silbernes Geschmeide zu Pfeilen
hin, ja sie schnitten ihr langes Haar ab, um Taue und Sehnen
aus demselben zu flechten; eine halbe Million Menschen wett¬
eiferte in Darbringung freiwilliger Gaben und Opfer. Vor
den Thoren stand ihr Feldherr Hasdrubal mit einem Heere
Zwei Jahre lang schlugen die Verzweifelden mit Löwenmuth
alle Angriffe der Belagerer siegreich zurück; da schickten die
Römer den Consul Scipio Aemiliänus, den Sohn des
Aemilius Paulus, des Besiegers von Macedonien, dahin. Die¬
ser berühmte Kriegesheld erstürmte endlich im dritten Jahre der
Belagerung, im Jahre 146, die Mauern, und die Römer dran¬
gen hinein. Ein furchtbares Gemetzel begann jetzt in dem
Hafen, in den Straßen, in den Häusern, sechs Tage lang,
mitten zwischen den Trümmern und Flammen der angezünde¬
ten Stadt. Siebenzehn Tage hindurch stand sie in heller Lohe.
Was des Römers Schwert nicht nahm, gab sich selbst den Tod.
Tausende stürzten sich in die Flammen, unter ihnen Hasdrubal's
Weib und Kind, während er sich selbst zu den Füßen des
Ueberwinders warf und um Gnade flehete. Der edele Scipio
vergoß bei dem Anblicke des namenlosen Elends, unter düsterer
Ahnung des künftigen Schicksales seiner eigenen Vaterstadt,
Thränen der Wehmuth. Rach der mörderischen Vertheidigung
waren kaum noch 50,000 Unglückliche übrig, die zu Sklaven
gemacht wurden. Eine unermeßliche Beute wurde nach Rom
abgeführt. Scipio feierte hier den glänzendsten Triumphzug