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gerüsteten Heere dort weilte, hielt Schrecken alle in Gehorsam
und Unterwürfigkeit; kaum aber war er jenseits der Alpen, so
spotteten sie des Kaisers und suchten das verhaßte Joch wieder
abzuschütteln. So war fast die ganze Negierung des Kaisers
eine ununterbrochene Kette von Kriegen mit inländischen und
auswärtigen Feinden. Er starb 973 zu Memleben an der Un¬
strut, im achtunddreißigsten Jahre der Regierung. Seine Leiche
wurde in dem von ihm erbauten Dom zu Magdeburg beigesetzt.
Auf dem alten Markte dieser Stadt wurde ihm später eine Rei¬
terstatue errichtet, die noch jetzt daselbst steht.
Unter seiner Regierung wurden auch die reichen Silberberg¬
werke des Harzgebirges entdeckt. Ein Edelmann ritt im Walde;
da scharrte sein Roß eine blanke Silbcrstufe aus dem Erdreiche
hervor. Man forschte nach und legte 938 das erste Bergwerk
im inneren Deutschland an, wodurch Kunstfleiß und Handel außer¬
ordentlich gewannen.
30. Otto H., Otto III., Heinrich H.
Otto II. (973—983) folgte seinem Vater in der Regie¬
rung. Noch vor dessen Tode ward er zum Thronfolger erwählt
und zum Kaiser und Mitregenten gekrönt. Er war mit der
Theophanra, einer Tochter des griechischen Kaisers, vermählt.
Auch seine Regierung war höchst unruhig. Seine Jugend und
seine Heftigkeit verleiteten ihn zu manchem unüberlegten Schritte.
Nur den Uebermuth der Franzosen wies er kräftig zurück. Diese
hatten nichts Geringeres im Sinne, als das schöne Lothringen
von Deutschland abzureißen und mit Frankreich zu berbinden.
Sie waren bereits bis Aachen verheerend vorgedrungen und hatten
hier auf dem Rcichspalaste den Kopf des Adlers, der immer
nach dem Lande hinsah, zu welchem Lothringen gehörte, nach
Frankreich wenden lassen. Ueber eine so kecke Verletzung der
deutschen Reichsehre ergrimmte der Kaiser. Eiligst flog er mit
seinem Heere herbei, schlug die Franzosen in die Flucht und
verfolgte sie bis Paris. Hier erst schloß er mit ihnen Frieden,
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