fullscreen: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

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Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. 
spartanische Heer war genau gegliedert und demnach sehr beweglich. 
Die kleinste Abtheilung bildete die Enomotie; zwei machten eine Pente- 
kostis, und zwei von diesen einen Lochos, vier Lochen aber eine Mora 
zu 412 Mann aus. Zu jeder Mora gehörten 100 Reiter; Vortrab 
des Heeres waren die Skiriten, Leichtbewaffnete aus der Landschaft 
Skiritis. 
Damit der Spartiate ein folgsamer, nüchterner Bürger und im 
Felde ein unüberwindlicher Krieger werde, überwachte der Staat die 
ganze Heranbildung des jungen Geschlechtes. Die neugeborenen Kinder 
wurden besichtigt, die gebrechlichen und krüppelhaften den Müttern hin¬ 
weggenommen und in einen Felsenschlund des Taygetus geworfen! die 
kräftigen und gesunden blieben den Eltern, jedoch nur bis zum siebenten 
Lebensjahre. Dann kamen sie in Erziehungshäuser, wo sie unter Auf¬ 
sicht und auf Kosten des Staates erzogen wurden. Sie lernten hier 
das Alter ehren, die Wahrheit reden, den Schmerz ertragen, Hunger, 
Durst und Kälte für nichts achten; sie übten sich im Ringen, Wett¬ 
laufen, Schwimmen, Werfen u. s. w. Mit dem 16. Jahre gingen sie 
in die Reihen der Jünglinge über; auch da galten Bescheidenheit und 
Besonnenheit im Reden, Gehorsam und Ehrfurcht vor den Oberen 
und Greisen als erste Tugend, Waffenübungen aber als wichtigstes 
Geschäft. Als eine Vorübung des Krieges wurde ihnen die Jagd zu 
bestimmten Zeiten erlaubt; daß sie auch die Heloten gejagt hätten, 
welche sich trotz der von Sparta ergangenen Warnung außerhalb ihrer 
Wohnungen sehen ließen, wie erzählt wird, ist nicht wohl glaublich; 
die Spartiaten brauchten ihre Heloten viel zu nothwendig, als daß sie 
dieselben auf eine so muthwillige Weise hätten verlieren mögen. Eher 
mag es geschehen sein, daß den Jünglingen zuweilen an Heloten, welche 
man zum übermäßigen Trinken zwang, die Schande des berauschten 
Menschen gezeigt wurde. So war auch listiger Diebstahl von Lebens¬ 
mitteln erlaubt, weil er als Vorschule zu Kriegslisten betrachtet wurde; 
den entdeckten oder ertappten Schelmen traf empfindliche Strafe. Knaben 
und Jünglinge erlernten aber auch die Gesetze der Vaterstadt, sangen 
in Liedern die Geschichte der Vorfahren und in Lobgesängen den Preis 
der Götter. Endlich ging der Jüngling in die Klasse der Männer 
über, verheirathete sich, zog in den Krieg, wenn die Reihe ihn traf, 
übte sein Bürgerrecht in der Gemeinde und begleitete Aemter, wenn 
ihm die Ehre einer Wahl zu Theil wurde. Der Staat griff aber noch 
tiefer in das häusliche Leben ein; daß er das Familiengut schützte, das 
neugeborne Kind der Mutter zurückgab oder wegwarf, das siebenjährige 
zur Erziehung übernahm, ist bereits gesagt; er verordnte aber auch die 
sogenannten Spssitien, d. h. Tischgesellschaften von Männern, meistens 
15, von denen jeder seinen Beitrag lieferte. Die Syssitien waren also
	        
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