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und nach Salerno im Neapolitanischen in Sicherheit zu bringen.
Auch körperliche Leiden, welche jetzt über Gregor einbrachen,
konnten seinen Muth nicht schwächen. Mit altrömischer Stand¬
haftigkeit hielt er bis in den Tod an den Maßregeln fest, die
er für rechtmäßig, heilsam und durchaus nothwendig erkannte.
„Ich liebte die Gerechtigkeit und haßte das Böse, darum sterbe
ich in der Verbannung!" waren seine letzten Worte. Er starb
im Jahre 1085, nach zwölfjähriger Negierung.
37. Heinrichs letzte Lebensjahre.
Mit Gregor VII. hatte Heinrich' seinen Hanptfeind ver¬
loren. Glückliche und ruhige Zeiten schienen nach so heftigem
Sturme für ihn anzubrechen. Zwar hatten die deutschen Fürsten
einen neuen Gegenkönig, den Grafen Hermann von Luxem¬
burg, gewählt; allein dieser war dem Heinrich nicht gewachsen.
Mißmuthig legte deshalb der Knoblauchskönig (so nannten ihn
seine Gegner, weil an dem Orte seiner Wahl, zu Eisleben,
diese Pflanze häufig wuchs) die neue Würde nieder. Auch die
Sachsen neigten sich, des langen Haders endlich müde, zum
Frieden, als ihr tapferer Anführer, der Herzog Otto von Nord¬
heim, gestorben war.
Doch war der Sturm noch lange nicht beruhigt. Der unter
Bitterkeiten grau gewordene König mußte in seinen letzten Le¬
bensjahren sehen, daß sein eigener Sohn Konrad, und, als
dieser gestorben war, sein zweiter Sohn Heinrich, durch die
päpstliche Partei gewonnen, sich gegen ihn auflehnte. Tenn
beide Nachfolger Gregor's, Urban II. und Pafchal II. konnten
die Widersetzlichkeit Heinrich's nicht vergessen und erneuerten
den Bann. Da erklärte der junge Heinrich mit erheuchelter
Frömmigkeit: er könne und dürfe mit einem Vater, auf dem der
Fluch der Kirche laste, keine Gemeinschaft haben. Durch solche
Heuchelei gewann der Empörer die geistlichen Fürsten und bil¬
dete sich einen großen Anhang. Dann berief er einen Reichstag
nach Mainz, wo er selbst zum Könige gewählt, der Vater aber