123
Freunde, dem Bischöfe Otbert in Lüttich. Hier sammelte er
ein Heer und war im Begriff, seinen unnatürlichen Sohn zu
züchtigen. Da befreiete ihn der Tod (1106) von einem Leben,
welches fast nur eine ununterbrochene Kette von Leiden und
Widerwärtigkeiten gewesen war. Aber selbst nach dem Tode kam
der Gebannte nicht zur Ruhe. Der Bischof von Lüttich hatte
seine Leiche in einer Kirche feierlich beisetzen lassen. Weil er
aber im Banne gestorben war, so ward der Bischof gezwungen,
sie wieder ausgraben zu lassen. An ungeweihter Stelle, ohne
Seelmessen, ohne alle Feierlichkeiten, stand jetzt des Gebannten
Leiche aus einer einsamen Insel in der Maas. Nur ein ein¬
ziger aus Jerusalem herzugekommener Mönch betete hier und
sang, ohne je den Todten zu verlassen. Erst geraume Zeit nach¬
her wurde sie mit des. jungen Heinrich Bewilligung in einem
steinernen Sarge nach Speier gebracht. Unbegrabeu stand hier
die Leiche in einer abgelegenen, ungeweihten Kapelle; aber das
Volk dieser Gegend, welches den König ungemein geliebt hatte,
wallfahrtete unter lautem Jammer zu jener Stätte. Erst nach
fünf Jahren (1111) wurde der Bann vom Papste zurückgenom¬
men, und nun die Leiche des Kaisers zu Speier feierlich bei¬
gesetzt an der Seite seiner treuen Gemahlin Bertha.
38. Heinrich V. (1106-1125).
So lange Heinrich V. der Hülfe des Papstes bedurfte, um
seinem alten Vater die Krone vom Haupte zu reißen, hatte er
ihm völlige Unterwürfigkeit geheuchelt; jetzt, wo ihm sein Buben¬
stück gelungen war, warf er die Maske ab und führte mit dem
Papste Paschal 11. einen heftigen Streit wegen desselben Rechtes
der Investitur, das er sich durchaus nicht wollte nehmen lassen.
Als nun Heinrich nach Rom kam, um sich vom Papste krönen
zu lassen, verweigerte ihm der Papst die Krönung, wenn er
nicht dem Jnvestiturrechte entsage. Hierüber entstand ein heftiger
Wortwechsel. „Was," rief einer der umstehenden Deutschen,
„was braucht's hier noch vieler Worte; wisset, unser Herr