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43. Erster Krenzzug (1096).
Endlich kam auch der wohlgeordnete Hauptzug zu Stande.
Au der Spitze desselben standen die Fürsten: Gottfried von
Bouillon, Herzog von Niedcrlothringen (Brabant); Bal¬
duin und Eustach, seine Brüder; Raimund, Graf von
Toulouse; Bo hem und, Fürst von Tarent; der edele Tan¬
kred, sein Neffe; Robert, Graf von der Normandie, ein
Sohn des Königes von England; Robert, Graf von Flan¬
dern, der schon als Pilger in Jerusalem gewesen war; Hugo,
Graf von VcrmandoiS, ein Bruder dcS Königes Philipp von
Frankreich; Stephan, Graf von Blois und Chartres, der so
reich war, daß man von ihm sagte, er habe so viele Schlösser,
als das Jahr Tage; der edele Ritter Walther von dem
Thurme zu Limoges mit seinem treuen Löwen, der ihn nie ver¬
ließ, weil er ihn einst von einer Schlange gerettet hatte. An
diese Häupter der Kreuzfahrer schlossen sich unzählige Ritter
und Edele mit ihren Mannen und Reisigen an. Der Kern
des Heeres bestand größteutheils aus Franzosen, Lothringern,
Flandern, Normannen und Italienern. Jeder Fürst führte seine
Schar. Aber alle überragte au frommem Sinne und ritter¬
licher Würde der edele Herzog Gottfried von Bouillon.
Er war gerade in der Blüthe seiner Jahre, ausgezeichnet durch
schönen Wuchs, voll Anmuth und Menschenfreundlichkeit. In
der Schlacht war er stets der Schrecken seiner Feinde. Er war
dem Löwen vergleichbar nicht nur an Kraft, sondern auch an
Edelmuth. Schon in der Jugend hatte er das Gelübde gethan,
dereinst sein Schwert der Befreiung des heil. Grabes zu wid¬
men; jetzt, zum Manne gereift, zog er zur Lösung seines Ge¬
lübdes in den heiligen Kampf hinaus. ,
Damit kein Mangel an Lebensmitteln, keine Unordnung
unter der großen Volksmasse eintrete, zogen die Fürsten mit
ihren Scharen einzeln auf verschiedenen Wegen theils zu Wasser,
theils zu Lande nach ihrem Sammelplätze Constantinopel. Der'
Zug dahin ging glücklich von Statten, weil die Fürsten nach