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Leider starb dieser treffliche Held schon das Jahr darauf, am
17. August 1100. Sein Nachfolger war sein Bruder Balduin,
der zuerst deu Namen König von Jerusalem annahm.*)
So gelangten die Christen am fünfzehnten Juli des Jahres
1099 in den Besitz der heiligen Stadt, nachdem sie dieselbe
fünf Wochen und vier Tage belagert hatten. Allein es war
noch schwerer, sie zu behaupten, als sie zu erobern. Denn rings¬
umher waren die Kreuzfahrer von auflauernden Feinden um¬
geben; Krankheiten brachen unter ihnen aus und rafften ganze
Scharen dahin. Dazu fehlte es an Einigkeit. So verloren sie
ihre Eroberung bald wieder. Nach diesem ersten Kreuzzuge mu߬
ten deshalb nach und nach noch sechs andere unternommen wer¬
den. Fast zweihundert Jahre währten die Kreuzzüge; ganz
Europa blieb daher fortwährend in Bewegung.
Die schwäluschen oder huhenstaufischen
Kaiser (1137—1253).
46. Konrad in (1137—1152).
In der Mitte des schwäbischen Landes, unfern des blühen¬
den Städtchens Göppingen im heutigen Königreiche Würtem-
bcrg, erhebt sich der hohe Staufen, ein kegelförmiger Berg,
auf dessen Gipfel einst das Stammschloß der schwäbischen Her¬
zoge und Kaiser stand. Nur ein kleines Stück morscher Mauer
ist der ganze Ueberrest dieses ehemals so glänzenden Stamm¬
sitzes und bietet ein trauriges Bild von der Hinfälligkeit aller
Menschengröße und Erdenherrlichkeit dar. Hier entsproß vor
acht Jahrhunderten eines der edelsten und mächtigsten Geschlech¬
ter, aus welchem sechs Kaiser für Deutschland hervorgingen.
*) Die Thaten der Kreuzfahrer, besonders Gottfried's von Bouillon,
hat Torquato Tasso, ein ausgezeichneter italienischer Dichter des
sechzehnten Jahrhunderts, in seinem Gedichte: „Das befreiete Je¬
rusalem," verherrlicht.