Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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theile ihr Grab fanden; so blieben dennoch ihre Züge für die 
Bildung und Veredelung Europas von überwiegendem Nutzen. 
Durch sie erst ward den Abendländern das ihnen noch unbe¬ 
kannte Morgenland mit allen seinen reichen Erzeugnissen auf¬ 
geschlossen. Der Anblick der blühenden Städte umher, das heitere 
Leben in Künsten und Wissenschaften, in welchen die Morgen- 
länder den Abendländern weit zuvor geeilt waren, regte wunderbar 
ihren Geist auf und reizte zur Nachahmung. Mit neuen Ge¬ 
danken, neuen Entwürfen in der Seele kehrten sie in ihre Heimath 
zurück; was sie dort Schöucs und Vortreffliches gesehen hatten, 
suchten sie auch hier einzuführen. Handel und Gewerbesteiß 
erhielten durch die Verbindung mit dem Morgenlande neuen 
Schwung; durch sie erhoben sich mehrere Städte aus ihrer 
früheren Dunkelheit zu einem nie gesehenen Glanze. Blühende 
Städte erhoben sich an Italiens Küsten. Venedig, die Königin 
des Meeres, handelte mit zweihundert Schissen; Freistaaten ge¬ 
diehen, welche an den Zauber des griechischen Staatenlcbeus 
erinnern. Reichthum durch Handclserwerb weckte das Streben 
nach Genuß und Anmuth des Lebens. Die herrlichsten Erzeug¬ 
nisse des Morgenlandes brachten die Kreuzfahrer mit in ihre 
Heimath zurück, manche von denselben verpflanzten sie sogar auf 
vaterländischen Boden. Und was noch weit wichtiger ist, die 
Kreuzzüge besonders legten den Grund zur Ausbildung und Ver¬ 
edelung der einzelnen Stünde der bürgerlichen Gesellschaft. Fast 
alles, was bei den abendländischen Völkern früher nur keimte 
und sproßte, trat nunmehr in voller Blüthe hervor. Es mag 
deshalb hier der passende Ort sein, einen Ruhepunkt in der 
Geschichte zu machen und eine Schilderung des Mittelalters 
überhaupt folgen zu lassen, aus welcher zugleich der Einfluß der 
Kreuzzüge klarer hervortreten kann. 
57. Das Ritterthum im Mittelalter. 
Anfänglich bestanden die Heere der Deutschen, wie auch der 
meisten übrigen Völker Europas, größtenthcils aus Fußgängern.
	        
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