Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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tiger von den Fürsten gesorgt wurde. Es trat eine Stadt nach 
der andern aus dem Bunde, und endlich blieben nur Hamburg, 
Lübeck und Bremen, die noch im Jahre 1630 ihren Bund er¬ 
neuerten und bis in die neuesten Zeiten hinauf den Namen 
Hansestädte führten. 
Andere Vereine. — Nicht lange nach Errichtung der 
deutschen Hansa entstanden noch andere solche Städtevereine, 
ähnlich dem lombardischen Bunde in Italien. Auch ihr Zweck 
war Schutz der Freiheit, der Selbständigkeit und des Handels. 
So errichteten im Jahre 1254 siebenzig Städte im südlichen 
Deutschland den rheinischen Bund. Nachher entstand der 
schwäbische Städtebund, der gleichfalls sehr mächtig war. 
Von dem Glanze der deutschen Städte in damaliger Zeit zeugt 
auch ihre große Bevölkerung. Im vierzehnten Jahrhundert stellte 
Aachen 19,826 waffenfähige Männer, Straßburg 20,000, und 
der Rath zu Lübeck bewaffnete bei einem Aufstande der Bürger¬ 
schaft allein 5000 Kaufleute. Die Stadt Nürnberg war damals 
so reich und schön, daß dort ein mittelmäßiger Bürger besser 
wohnte, als in Schottland ein König; die Stadt Danzig so 
mächtig, daß ihr Bürgermeister selbst dem Könige Christoph von 
Dänemark den Krieg erklärte; das gewerbthätige Augsburg so 
blühend, daß sie für die reichste Stadt der ganzen Welt galt. 
In Brügge herrschte ein solcher Aufwand, daß die Königin von 
Frankreich, als sie hier (1250) den Glanz und die Pracht der 
Bürgerfrauen sah, vor Verwunderung ausrief: „Ich glaubte, 
allein Königin zu sein und erblicke hier wohl sechshundert!" 
Mit der früheren Armuth schwand aber auch immer mehr 
die alte Nüchternheit und Einfachheit der Sitten, und an ihre 
Stelle trat prunkender Aufwand, besonders bei öffentlichen Festen 
und Gelagen. Wir haben noch eine Menge Verordnungen von 
einzelnen Ländern und Städten damaliger Zeit, die auf das ge- 
genaueste bestimmen, wer Gold und Perlen, Silber, Sammet 
und Seide tragen dürfe oder nicht; wie lang die Schuhschnäbel
	        
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