Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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biet von Nursia hatte ein Kloster auf der Höhe von Monte- 
Cassino (im Königreich Neapel) erbauet; und die Lcbensregel, 
welche er zunächst für sein Kloster entwarf, ward wegen ihrer 
inneren Vortrefslichkeit im Jahre 742 fast von allen Klöstern 
des Abendlandes als Richtschnur angenommen. Dem h. Bene¬ 
dict gebübrt das Verdienst' daß nun die Klöster besondere Wohn¬ 
sitze der Frömmigkeit, des Fleißes, der Mäßigkeit, und zugleich 
in jenen verwilderten Zeiten die Zufluchtsörter aller Gelehrsam¬ 
keit wurden. Da saßen sie, die frommen Männer, in ihren 
kleinen dürftigen Zellen, prunklos und einfach wie diese, baar 
und leer aller zeitlichen Habe, fleißig und eingezogen in der 
lautersten und reinsten Sitte, wie Bienen in einem Stocke um 
ihre Königin-, vereint oder allein betend, aus- und einwandernd, 
den Honig der Wissenschaften zu sammeln und den Geheimnissen 
Gottes in der Weltordnung voll Bewunderung zu folgen. In 
der Nähe ihrer stillen Mauern fühlte selbst der roheste Räuber 
eine Art Gottesflieden. Im Verlaufe der Zeit verfiel aber die 
alte Zucht mehr und mehr. Daher wurden im elften und zwölf¬ 
ten Jahrhundert von frommen gottesfürchtigen Männern, wie 
von dem Abte Bernhard von Clairvaux, zur Zurückführung der 
alten Zucht und Ordnung, in verschiedenen Ländern verschiedene 
Vorkehrungen getroffen, auch mehrere neue Orden gestiftet. 
Einer der strengsten war der Orden der Carthäuser, welcher 
von Bruno aus Köln im Jahre 1086 gestiftet wurde. Dieser 
fromme Mann war anfangs Canonikus zu Rheims. Allein die 
Sittenlosigkeit jener Zeit bewog ihn bald, die Einsamkeit zu 
suchen. Er begab sich mit mehreren gleichgesinnten Freunden 
in ein enges, von zwei schroffen mit Schnee und Dornen be¬ 
deckten Felsen überragtes Thal, nicht weit von Grenoble. Das 
Thal hieß Charteuse (Chartause). In dieser Wildniß bauete er 
ein Kloster. Hier lebten die Mönche in der größten Armuth 
und Entbehrung. Sie genossen kein Fleisch, sondern lebten nur 
von Brod, Hülsenfrüchten und Wasser, und beschäftigten sich mit 
Beten, Lesen und Abschreiben der Bücher. Selbst das Sprechen 
war ihnen untersagt. Hier traf ihr Auge nichts, was nicht rein. 
Weiteres Weltgesch. U. 17. Ausl.
	        
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