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Kaum hatte er diese Angelegenheit, die den Grund zu der
großen Macht des luxemburgischen Hauses legte, mit Hülfe
mehrerer befreundeten Fürsten zu einem glücklichen Ziele geführt,
als er seinen Blick nach dem lange vergessenen zwieträchtigen
Italien wendete und einen Römerzug unternahm. Mit Froh¬
locken begrüßten die gedrückten Ghibellinen die Ankunft des
hochherzigen Kaisers; und der große Dichter Dante von Flo¬
renz, der Sänger der göttlichen Komödie, feierte seine Erschei¬
nung durch Lieder, die bald in Aller Munde waren. Er empfing
in Mailand die lombardische Krone. Aber setzt standen die über
die Fortschritte des Kaisers und den wachsenden Muth der Ge¬
genpartei besorgten Guelfen mit Macht wider ihn auf; und es
kam zu einem neuen Kriege zwischen diesen beiden Parteien.
Der Kaiser erlebte das Ende dieses Krieges nicht. Ein plötz¬
licher Tod riß ihn in der Blüthe der Jahre zu Buonconvento
unweit des Arno dahin (1313). Der Jubel der Guelfen über
den Tod des Feindes erregte den Verdacht einer Vergiftung. Die
trauernden Pisaner beerdigten ihn auf dem Friedhofe ihrer Stadt.
66. Schlacht im Engpaß Morgarten (1315).
Bei der neuen Kaiserwahl entstand Uneinigkeit und Par¬
teiung. Einige wählten den Herzog Friedrich den Schönen
von Oesterreich, einen Sohn des ermordeten Kaisers Albrecht,
Andere den Herzog Ludwig von Bayern. Beide wurden
gekrönt, Keiner wollte nachgeben. Acht Jahre lang führten sie
blutige Kriege um die Krone. Nach vielen hartnäckigen, aber
unentschiedenen Treffen neigte sich endlich der Sieg immer mehr
auf die Seite Friedrich's, der besonders an seinem tapferen
Bruder Leopold, „die Blume der Ritterschaft" geuaunt, eine
mächtige Stütze hatte. Ludwig kam immer mehr in's Gedränge
und ging schon mit dem Gedanken um, der Krone zu entsagen;
da traf von einer andern Seite her ein schwerer Schlag die
habsburgischen Brüder und ihre Hoffnungen. Die Schweizer
der Urkautone, welchen die habsburgischen Fürsten als Erbherren
Melters Weltgesch. H. 17. Aufl. 16