Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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und Erbrichter vorstanden, suchten sich dieser Oberherrlichkcit 
ganz zu entziehen. Da beschloß Leopold, das abtrünnige Volk 
zn züchtigen und so die C'hre des Hauses Oesterreich zn rächen. 
Er rief sein Kriegsvolk zusammen, um — wie er höhnisch sagte 
— die Schweizcrbanern mit dem Fuße zu zertreten. Denn 
er meinte, schon der Anblick seiner geharnischten Scharen würde 
die Hirten erschüttern, welche, ungewohnt des Krieges, kein an¬ 
deres Geschäft, als die ruhige Pflege ihrer Heerdcn kannten. 
In stolzer Zuversicht zogen die österreichischen Ritter, alle vom 
Kopfe bis zu den Füßen gepanzert, mit hochwallenden Helm- 
büschen und klirrenden Lanzen durch die Hohlwege der Alpen 
gerade auf Schwyz los. 
Allein auch der friedliche Hirt wird zum muthigen Strei¬ 
ter, wenn ihn das theure Vaterland unter seine bedrängte Fahne 
ruft. Schnell eilten die Männer von Uri und Unterwalden 
denen aus Schwyz zu Hülfe; dennoch kam nur ein Häuflein 
von dreizehnhundert Mann zusammen. Aber der Muth ersetzte 
die Menge, und die Oertlichkeit begünstigte die leichtbewaffneten 
Hirten mehr, als die schwer gerüsteten Ritter. Die Schweizer 
besetzten den Engpaß Morgarten, der sich zwischen dem Berge 
Deorgarten und dem Agerisee hinzieht. Hiedurch ging der 
glänzende Zug der Ritter. Und als der Paß zwischen Berg 
und See mit Menschen und Pferden dicht angefüllt war, da 
erhoben sich die Dreizehnhundert. Mit lautem Geschrei wälzten 
sie mächtige Stcinblöcke von der Höhe des Berges hinab und 
schleuderten andere mit großer Leibeskraft mitten in den ge¬ 
drängten Haufen. Da entstand eine gräuliche Verwirrung im 
Hohlwege. Die Pferde wurden scheu und drängten zurück auf 
das nachfolgende Fußvolk, andere sprengten in den See. In 
diesem Augenblicke rannten die Schweizer herunter und fielen 
in vollem Laufe den Feinden, die sich in dem beengten Raume 
kaum rühren tonnten, in die Seite, schlugen mit Keulen drein 
und stachen mit Hellebarden die Ritter von den Pferden. Da 
sanken viele der Grafen und Ritter und Edelen aus Leopold's 
Heere entseelt zu Boden. Auch Landenberg war unter ihnen.
	        
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