Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Kaiser selbst ließ mehrere Seidenfabriken anlegen, die bald in 
Flor kamen. Bis in's zwölfte Jahrhundert blieb in Europa 
Griechenland allein im Besitze dieser neuen Erwerbsquelle. Dann 
kam der Seidenbau in Folge der Krcuzzüge nach Unteritalien 
und verbreitete sich von dort allmälig nach Oberitalien, Spa- 
uien, Frankreich und den übrigen Ländern. 
Unter der Negierung des Jnstinian sollen sich aber azich die 
ersten Menschcnblattern gezeigt haben, die so lange verheerend 
wütheten, bis endlich durch die glückliche Entdeckung des eng¬ 
lischen Arztes Jenner am Ende des achtzehnten Jahrhunderts 
dieser Pest durch Einimpfung der» Kuhpocken Grenzen gesetzt 
werden konnten. 
7. Alboin, König der Longobarden, in Italien (568). 
Aber nicht lange währte der Griechen Herrschaft über ganz 
Italien. Bereits fünfzehn Jahre lang hatte Narses der Ver¬ 
waltung des Landes mit eben so großer Umsicht als Kraft vor¬ 
gestanden; da ward er das Opfer der Verläumdung. Die Großen 
am Hofe von Constantinopel waren höchst eifersüchtig auf ihn 
und schwärzten ihn so arg bei der Kaiserin an, daß sie vor Zorn 
ihn durch ein Schreiben voll der bittersten Kränkungen von seinem 
Posten abrief. „Er könne, — hieß es unter andern in diesem 
Schreiben, — jetzt nur wieder nach Constantinopel zum Spinn¬ 
rocken unter die Weiber zurückkehren, wo er auch wohl besser an 
seiner Stelle sein würde." Entrüstet über so unverdiente, schmach¬ 
volle Kränkung, sprach er mit bitterem Grolle: „Nun gut, ich 
werde ihr einen Faden spinnen, an dem sie genug abzuwickeln 
haben soll!" Und sofort eilte er racheschnanbend, nicht nach Con- 
stantinopcl, sondern nach Neapel, schickte von hieraus Gesandte 
an seine alten Bundesgenossen, die Longobarden, und ließ 
ihnen sagen: sie möchten doch die armseligen Fluren Pannoniens 
(Ungarns) verlassen und herüberkommen, um das weit gesegnetere 
Italien in Besitz zu nehmen.
	        
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