Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Auf diese Einladung brach im Frühlinge des Jahres 568 
der König Alboin, ein zweiter Attila, an der Spitze des ganzen 
longobardischen Volkes, von 20,OM Sachsen begleitet, aus Un¬ 
garn nach Italien auf. An einem heiteren Frühlingsmorgen 
erblickten die fremden Wanderer von der Höhe eines Berges 
mit freudigem Erstaunen zum erstenmale das künftige Vaterland. 
Rasch ging der Zug vorwärts. Schrecken ging vor ihm her. Die 
meisten Städte unterwarfen sich freiwillig. Nur das befestigte 
Pavia leistete Widerstand und konnte erst nach dreijähriger Be¬ 
lagerung erobert werden. Es wurde zur Hauptstadt des im 
nördlichen Italien gegründeten longobardischen Reiches gemacht, 
und noch jetzt heißt jene Gegend die Lombardei. 
Bevor aber Alboin die Eroberung Italiens vollenden und 
dem neuen Staate hinlängliche Festigkeit geben konnte, ward er 
ermordet (573); man sagt auf Anstiften seiner eigenen Gattin 
Rosamuude. Zweihundert Jahre laug erhielt sich das Reich der 
Longobarden in Oberitalicn. 
Dieser Zug der Longobarden nach Italien war der letzte in 
der großen Völkerwanderung. Seit dem Untergänge des römischen 
Reiches im Jahre 476 bis auf diesen Einfall der Longobarden, 
also in einem Zeitraume von weniger als hundert Jahren, hatte 
demnach Italien viermal seine Beherrscher gewechselt. Zuerst 
eroberten es die Heruler und Rugier unter Odoäker, dann 
die Ostgothen unter Theodorich, hieraus die Griechen unter 
Narses, und zuletzt die Longobarden unter Alboin. 
8. Chlodwig, König der Franken (481—511). 
Unter allen deutschen Staaten, welche auf den Trümmern 
des römischen Reiches gegründet wurden, schwang sich nur der 
fränkische in Gallien zu einer glänzenden und dauerhaften 
Größe empor. Die Franken bestanden aus mehreren Völkern, 
die sich zur Aufrechthaltung ihrer Freiheit — denn frank heißt 
frei — zu einem großen Bunde gegen die Römer im dritten
	        
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