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bleibt der Name Georgs von Fronsperg, der in seiner ehernen Tapferkeit,
Kaisertreue, Selbstlosigkeit und Biederkeit den kriegerischen Ehrbegriff des
neuen Standes verkörpert. Begründet war der Nuf des neuen deutschen
Fußvolks, als es in den blutigen Schlachten bei Vicocca (1522) und pavia
(1525) den Nuhm der in französischem Solde fechtenden Schweizer ver¬
bleichen machte. Jubelnd erklang das Ziegeslied:
Herr Jörg von Fronsperg,
-Herr Jörg von Fronsperg,
der hat die Schlacht vor pavia gewannen,
der hat die Schlacht vor pavia gewannen,
gewannen in einem Tiergart,
in neunhalb Stunden gewannen Land und Leut.
Die äußeren Umstände, welche die Bildung eines nationalen Rrieger-
standes begünstigten, hätten nie diese Macht gehabt, wären nicht die
inneren Rräfte vorhanden gewesen. Nur darum tritt er fertig, ohne
stufenweise Entwicklung aus dem Dunkel hervor. RUe die scharf aus¬
geprägten Eigenheiten in taktischer, rechtlicher, sittlicher Hinsicht, sie sind
nichts anderes als altgermanische Tharakterzüge, die einst dem Heere
eigneten, weil es das Volk war, und jetzt wieder zutage traten, als das
Heer wieder volksmäßig geworden war. Eine volkstümliche Reaktion
gegen die Entartung der Feudalreiterei war die von den Schweizern über¬
nommene Fechtart. verdrängt zwar wurde die Reiterei so wenig als
früher das Fußvolk, aber entscheidend wurde jetzt der Ramps der ge¬
drängten, bis zu achtzehn Mann tief aufgestellten Gewalthausen zu Fuß.
Sie stellten die ersten taktischen Einheiten dar, freilich nur für das einzelne
Gefecht gebildet. Die Reiterei dagegen bestand noch während der ersten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts aus einzelnen Gleven, Rittern und
Unechten. Es gab sozusagen eine Infanterie, aber keine Uavallerie, son¬
dern nur Reiter, die ohne taktischen Zusammenhang machtlos waren gegen¬
über dem Hag der langen Spieße. Diese Waffe, aus deren Rnwendung
die Taktik der Landsknechte durchaus beruhte, bot das erste Beispiel gleich¬
förmiger Bewaffnung größerer Scharen. Die Schweizer dagegen führten
allezeit in großer Zahl sogenannte Uurzwehren, Streitäxte, Morgensterne
und besondere Hellebarden.
Eigenster deutscher Rnschauung entsprach es, daß der Landsknecht im
Felde seine Häuslichkeit mit sich zu führen pflegte, wie die Germanen
als wandernde Urieger, in den Lichtkreis der Geschichte tretend, Weiber,
Rinder und habe auf Rarren mit sich führen, so war auch vom Heer
der neuen Fußknechte ein gewaltiger Troß unzertrennlich.
In der Besorgung von Rochen, waschen und Pflege der verwundeten
Lesebuch f. höh. MSdchensch. VIII. S. 20