49
endlich erlag es dem kriegerischen Ungestüme des Feindes. Diese
Riesenstadt zählte damals 4000 Paläste, eben so viele Bäder,
400 öffentliche Plätze, 12,000 Läden und 40,000 zinsbare
Inden. Hier war der größte Bücherschatz der alten Welt, welchen
— wie jedoch nur ein späterer Schriftsteller versichert, — Omar
verbrennen» ließ. Der rohe Sieger gab als Grund an: „Ent¬
weder enthalten diese Bücher das, was schon im Koran steht,
und dann sind sie überflüssig; oder sie enthalten das, waS nicht
in demselben steht, und dann sind sie schädlich. Also in's Feuer
mit ihnen!"
Auch unter dem dritten Chalifen, Othman (644—656),
gewann das Reich der Araber an Ausdehnung. Die Eroberung
Persiens wurde vollendet, Cypern zinspflichtig gemacht, und in
Afrika längs der Nordliste bis Centa vorgedrungen. Aber mit
ihm sank schon die alte Sitteneinfachheit der frühern Zeit, und
Stolz und Ueppigkeit traten an ihre Stelle. Othman wurde er¬
mordet, und nun Ali, Mohammcd'S Schwiegersohn, znm Cha¬
lifen erwählt (656—661). Er hatte aber lange mit einer gro¬
ßen Gegenpartei zu kämpfen. Zuletzt siel Ali durch Meuchel¬
mord; und nun riß Moawija in Syrien, das Haupt ber
Omaijaden, das Chalifat an sich. Er verlegte seinen Sitz von
Medina -in das schöne Damaskus und brachte daS Chalifat erblich
in seine Familie. Unter den omaijadischen Chalifen (661—750)
ging die früher mehr patriarchalische Regierung in eine förmliche
Militärherrschaft über, so daß der Chalif, als religiöses und
bürgerliches Oberhaupt des weiten Reiches, zugleich als Ober¬
general die öfteren Aufstände der einzelnen Provinzen im Blute
erstickte, und durch seine kriegS- und beutelustigen Heere die
Grenzen des Reiches im Norden bis gegen Constantinopcl, im
Osten bis nach Indien, im Westen bis an's Meer ausdehnte.
Das feste Constantinopel widerstand den vielen Angriffen zu Wasser
und zu Lande mit großer Mühe. Die Stadt wurde gerettet
vorzüglich durch das griechische Feuer, eine Erfindung des
Griechen Kallinikos. Es bestand ans einer Mischung von
Welter's Wcltgesch. II. 17. Ausl. 4