Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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endlich erlag es dem kriegerischen Ungestüme des Feindes. Diese 
Riesenstadt zählte damals 4000 Paläste, eben so viele Bäder, 
400 öffentliche Plätze, 12,000 Läden und 40,000 zinsbare 
Inden. Hier war der größte Bücherschatz der alten Welt, welchen 
— wie jedoch nur ein späterer Schriftsteller versichert, — Omar 
verbrennen» ließ. Der rohe Sieger gab als Grund an: „Ent¬ 
weder enthalten diese Bücher das, was schon im Koran steht, 
und dann sind sie überflüssig; oder sie enthalten das, waS nicht 
in demselben steht, und dann sind sie schädlich. Also in's Feuer 
mit ihnen!" 
Auch unter dem dritten Chalifen, Othman (644—656), 
gewann das Reich der Araber an Ausdehnung. Die Eroberung 
Persiens wurde vollendet, Cypern zinspflichtig gemacht, und in 
Afrika längs der Nordliste bis Centa vorgedrungen. Aber mit 
ihm sank schon die alte Sitteneinfachheit der frühern Zeit, und 
Stolz und Ueppigkeit traten an ihre Stelle. Othman wurde er¬ 
mordet, und nun Ali, Mohammcd'S Schwiegersohn, znm Cha¬ 
lifen erwählt (656—661). Er hatte aber lange mit einer gro¬ 
ßen Gegenpartei zu kämpfen. Zuletzt siel Ali durch Meuchel¬ 
mord; und nun riß Moawija in Syrien, das Haupt ber 
Omaijaden, das Chalifat an sich. Er verlegte seinen Sitz von 
Medina -in das schöne Damaskus und brachte daS Chalifat erblich 
in seine Familie. Unter den omaijadischen Chalifen (661—750) 
ging die früher mehr patriarchalische Regierung in eine förmliche 
Militärherrschaft über, so daß der Chalif, als religiöses und 
bürgerliches Oberhaupt des weiten Reiches, zugleich als Ober¬ 
general die öfteren Aufstände der einzelnen Provinzen im Blute 
erstickte, und durch seine kriegS- und beutelustigen Heere die 
Grenzen des Reiches im Norden bis gegen Constantinopcl, im 
Osten bis nach Indien, im Westen bis an's Meer ausdehnte. 
Das feste Constantinopel widerstand den vielen Angriffen zu Wasser 
und zu Lande mit großer Mühe. Die Stadt wurde gerettet 
vorzüglich durch das griechische Feuer, eine Erfindung des 
Griechen Kallinikos. Es bestand ans einer Mischung von 
Welter's Wcltgesch. II. 17. Ausl. 4
	        
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