Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

57 
Geschlecht der Merovinger nicht mehr vermißt; und nur die 
altväterliche Achtung vor dem Königstamme, die wir bei allen 
Germanen finden, konnte die Schmach erdulden, die letzten 
kümmerlichen Zweige desselben noch mit der Königswürde geschmückt 
zu sehen. 
Für ein solches Geschenk war der neue König dem päpst¬ 
lichen Stuhle nicht undankbar. Damals breiteten die kriegerischen 
Longobardcn unter ihrem Könige Aistulf ihre Herrschaft aus 
über das mittlere Italien. Schon war die ganze römische Land¬ 
schaft erobert, und Rom selbst bedroht; da wandte sich der Papst 
Stephan II. in eigener Person an Pipin, den Frankenkönig 
(754). Dieser zog darauf nach Italien, besiegte den König Aistulf 
und gewährte ihm auf die Fürbitte des Papstes den Frieden, 
unter der Bedingung, daß er alles der römischen Kirche geraubte 
Eigenthum ihr zurückstellen und sie nicht mehr beunruhigen wolle. 
Aber kaum war Pipin zurückgekehrt, so erneuerte Aistulf treulos 
die Feindseligkeiten, verwüstete das römische Gebiet mit Feuer 
und Schwert und belagerte Rom. Da beschwur der Papst 
Stephan den König und das Volk der Franken im Namen des 
h. Petrus, sie möchten der schwer bedrängten Kirche und der 
Stadt Rom doch zu Hülfe kommen. Und sogleich brach Pipin 
mit großer Heeresmacht wieder nach Italien auf, besiegte den 
Aistulf und nöthigte diesen zur Abtretung des zuletzt eroberten 
Landes, wozu Ravenna mit dem ganzen Eparchat und andere 
zwanzig Städte gehörten, au den Papst. Der Abt Fulrad nahm 
für Pipin das eroberte Gebiet vom Könige Aistulf in Empfang 
und legte die Schlüssel dieser Städte sammt der Schenkungsur¬ 
kunde Pipin's auf dem Grabe des h. Petrus nieder. Die 
Schenkung lautete nach der Weise jener Zeit auf den Namen 
des h. Petrus, des Fürsten der Apostel, und auf alle seine Nach¬ 
folger für ewige Zeiten. Das ist die feierliche Begründung des 
Kirchenstaates im Jahre 755, welcher darum noch bis auf diesen 
Tag xatrimonluln 8t. ?etri (das Erbe des h. Petrus) genannt 
wird. Der fränkische König erschien von nun an als der bevor¬ 
zugte Schutz- und Schirmherr der Kirche.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.