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um die unter dem Herzoge von Friaul ausgebrochene Empörung
in der eben eroberten Lombardei zu dämpfen. Und kaum war
sie gedämpft, so loderte sie in Sachsen wieder in hellen Flam¬
men auf. Wittekind, ein zweiter Hermann, war von neuem aus
seinen Wäldern hervorgebrochen und hatte wieder umgestürzt,
was Karl zu bauen kaum angefangen. Aber die plötzliche Er¬
scheinung des Rächers schreckte Alle zum alten Gehorsam zurück;
Viele ließen sich sogar taufen. Jetzt hielt Karl die Unterwerfung
der Sachsen für sicher. Er ließ Kirchen bauen und überall durch
Geistliche den Samen der christlichen Religion in dem heidnischen
Lande ausstreuen, um so die Bewohner allmälig zu entwildern
und zu veredeln. Die Geißel, die ihm jetzt und früher gegeben
waren, schickte er in die Klöster, damit sie, dort unterrichtet, der¬
einst ihrem Volke als Lehrer dienten. Und wirklich schien sich
ganz Sachsen ruhig unter des Siegers Joch zu beugen. Schon
im folgenden Jahre hielt er deshalb den Reichstag der Franken
in dem unterworfenen Lande selbst, und zwar zu Paderborn.
Alle Sachsen waren zur Huldigung dorthin beschiedcn. Die Mei¬
sten erschienen auch und versprachen, Karl als ihren Oberherrn
anzuerkennen; dagegen sollten sie ihre Gesetze und Freiheiten
behalten. Auch hier ließen sich Viele taufen. Nur Wittekind,
der gefährlichste von Allen, erschien nicht; er war zu seinem
Schwiegervater, dem Könige von Dänemark, entflohen.
19. Karl erobert die spanische Mark (778).
Der Reichstag zu Paderborn war einer der glänzendsten,
die je gehalten worden. Hier erschien auch in Karl's Hoflager
eine sonderbare Gesandtschaft, die außerordentliches Aufsehen er¬
regte bei den Franken sowohl als Sachsen. Araber waren es
in ihrer vaterländischen Tracht, mit langen Kaftans, und mit
buntgeschmückten Turbanen aus dem Kopfe. Sie kam aus Spa¬
nien. Hier war der Statthalter von Saragossa abgesetzt wor¬
den, und sprach nun den mächtigen Frankenkönig um Hülse an
gegen seinen Unterdrücker, den Emir Abderrhaman 1. Der