Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Hand und setzt sie dem Frankenkönige aus das Haupt und salbt 
ihn mit dem heil. Oele zum römischen Kaiser! Das ver¬ 
sammelte Volk aber rief mit lautem Jubel: „Heil und Sieg 
dem frommen, von Gott gekrönten, großen, friedbringenden Kaiser 
der Römer'/' Sogleich schmetterten die Trompeten und Posau¬ 
nen, helle Musik ertönte in den tausendfachen Jubel des Volkes; 
ein zahlreicher Chor stimmte den Krönungsgesang an. Seit drei¬ 
hundert vier und zwanzig Jahren, von Romulus Augustus an, 
hatte diese Würde geruhet. Wie damals der Kaiserthron durch 
Deutsche war gestürzt worden, so wurde er jetzt auch durch sie 
wieder aufgerichtet und bald bleibend an die deutschen Könige 
gebracht, wenngleich unter veränderten Verhältnissen. 
23. Friede mit den Sachsen (803). — Karl's fernere 
Eroberungen nnd Ruhm im Anslande. 
Mit unaussprechlichem Jubel wurde der aus Italien heim¬ 
kehrende Kaiser auch von seinen alten Unterthanen, denen er 
jetzt neuen Glanz verliehen hatte, empfangen. Nur im Sachsen¬ 
lande blieb die Stimmung noch immer schwierig; verschiedene 
Stämme machten noch fortwährend Versuche, ihre alte Freiheit 
wieder zu erringen. Karl sah wohl ein, daß Waffengewalt und 
Zwangsgebot hier nicht zum Ziele führe. Er ließ Wälde -wal¬ 
ten und sie einladen, Abgeordnete zur Einigung zu schicken. Und 
so kam denn endlich, jedoch ohne förmlichen Friedensvertrag, 
im Jahre 803 eine Einigung zu Stande, der sogenannte Friede 
zu Selz (dem jetzigen Königshöfen an der Saale), der den 
einunddreißigjährigen Krieg mit den Sachsen auf eine für sie 
ehrenvolle Weise beendete. Ihnen wurde Beibehaltung ihrer 
alten Gesetze und Gleichheit mit den Franken gewährt. Die 
Vollendung der kirchlichen Einrichtung des Sachsenlandes gab 
der Eroberung erst die rechte Bedeutung. Von allen Abgaben 
waren die Sachsen frei, außer dem Zehnten für Kirchen und 
Geistliche. Aber das Land war fast zur Einöde geworden, als 
Karl sich Herr desselben nannte.
	        
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