69
Hand und setzt sie dem Frankenkönige aus das Haupt und salbt
ihn mit dem heil. Oele zum römischen Kaiser! Das ver¬
sammelte Volk aber rief mit lautem Jubel: „Heil und Sieg
dem frommen, von Gott gekrönten, großen, friedbringenden Kaiser
der Römer'/' Sogleich schmetterten die Trompeten und Posau¬
nen, helle Musik ertönte in den tausendfachen Jubel des Volkes;
ein zahlreicher Chor stimmte den Krönungsgesang an. Seit drei¬
hundert vier und zwanzig Jahren, von Romulus Augustus an,
hatte diese Würde geruhet. Wie damals der Kaiserthron durch
Deutsche war gestürzt worden, so wurde er jetzt auch durch sie
wieder aufgerichtet und bald bleibend an die deutschen Könige
gebracht, wenngleich unter veränderten Verhältnissen.
23. Friede mit den Sachsen (803). — Karl's fernere
Eroberungen nnd Ruhm im Anslande.
Mit unaussprechlichem Jubel wurde der aus Italien heim¬
kehrende Kaiser auch von seinen alten Unterthanen, denen er
jetzt neuen Glanz verliehen hatte, empfangen. Nur im Sachsen¬
lande blieb die Stimmung noch immer schwierig; verschiedene
Stämme machten noch fortwährend Versuche, ihre alte Freiheit
wieder zu erringen. Karl sah wohl ein, daß Waffengewalt und
Zwangsgebot hier nicht zum Ziele führe. Er ließ Wälde -wal¬
ten und sie einladen, Abgeordnete zur Einigung zu schicken. Und
so kam denn endlich, jedoch ohne förmlichen Friedensvertrag,
im Jahre 803 eine Einigung zu Stande, der sogenannte Friede
zu Selz (dem jetzigen Königshöfen an der Saale), der den
einunddreißigjährigen Krieg mit den Sachsen auf eine für sie
ehrenvolle Weise beendete. Ihnen wurde Beibehaltung ihrer
alten Gesetze und Gleichheit mit den Franken gewährt. Die
Vollendung der kirchlichen Einrichtung des Sachsenlandes gab
der Eroberung erst die rechte Bedeutung. Von allen Abgaben
waren die Sachsen frei, außer dem Zehnten für Kirchen und
Geistliche. Aber das Land war fast zur Einöde geworden, als
Karl sich Herr desselben nannte.