Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Durch die Unterwerfung der Sachsen waren die Milzen 
im östlichen, und die Normannen im nördlichen Theile gefähr* 
liche Nachbarcn des fränkischen Reiches geworden. Sie machten 
wiederholte Einfälle, raubten und plünderten und verschwanden 
dann eben so schnell wieder, wie sie erschienen waren. Karl 
zog zuerst gegen die Milzen, die um die Havel und Spree 
wohnten und ein Zweig jenes großen Volkstammes waren, den 
wir Slaven nennen. Er schlug sie und bauete, um ihren Raub¬ 
zügen den Mcg zu sperren, eine feste Burg an der Saale, eine 
andere an der Elbe. Aus jener ist Halle, aus dieser Magde¬ 
burg, d. i. mächtige Burg, entstanden. In der Folge verloren 
sich die slavischen Völker überhaupt mehr und mehr unter die 
Deutschen; nur die in den Elbegegcnden behielten lange ihre 
Eigenthümlichkeiten. Nirgends aber, wo einmal die Deutschen 
herrschten, konnten jene auch nur ihre persönliche Freiheit retten. 
Sie wurden Leibeigene und Hörige, so daß der Name Slave oder 
Sklave allein schon das Verhältniß der völligen Untcrthänigkeit 
bezeichnete, fast wie im alten Sparta der Name Heloten. 
Der letzte bedeutende Feldzug galt die Normannen im heu¬ 
tigen Dänemark und Norwegen, ein Volk deutscher Abkunft und 
deutscher Kraft, welches damals wegen seiner kühnen Seeräube¬ 
reien und plötzlichen Ueberfülle der allgemeine Schrecken Europas 
war. Auch sie mußten sich vor dem Schwerte Karl's demüthigen. 
Ihr König Henning mußte die Eider als Grenze seines und 
des Frankenreiches anerkennen. Karl des Großen Reich erstreckte 
sich damals von der Tiber bis an die Eider, vom Ebro in Spa¬ 
nien bis an den Kanal und die Nordsee, und vom atlantischen 
Meere bis an die Elbe, und die Naab in Ungarn. 
Der Ruf so vieler und so großer Siegesthaten verbreitete 
sich weit über die Grenzen Europas hinaus. Ueberall wurde 
Karl's Name mit Ehrfurcht und Bewunderung genannt. Fremde, 
weit entfernte Könige suchten seine Freundschaft, schickten Ge¬ 
sandte an ihn und ehrten ihn mit Geschenken. Das größte 
Aufsehen erregte die Gesandtschaft, welche Harnn al Ra-
	        
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