schon die besten Meteorologen und die zuverlässigsten Wetter¬
propheten“ — und siehe da, bald darauf stand das Quecksilber
im Thermometer wieder weit unter Null: der Winter kam noch
einmal, und die Stare konnten wieder gehen.
90. Der Buchfink. Von Heinrich Bals.
Lustige Musikanten in Feld und Wald. Regensburg 1902. S. 27.
in munterer und dreister Oeselle in unseren Obst¬
gärten wie in lichten Waldungen, Hainen und
Oebüschen ist der Buchfink. / Wegen seines herr¬
lichen Gesanges führt er auch wohl den Namen
Edelfink. Fast den ganzen Sommer hindurch läßt
er sein Liedchen erklingen, und sein Gesang wird
wegen seiner Tonfülle und Abwechslung hoch
geschätzt. Seine Locktöne erschallen nach der bekannten Weise:
„Pink, pink, pink! Hier sitzt der lustige Fink!“ Fliegt er über
unsern Kopf durch die Luft, so läßt er sein „Gipp, gippl“ ertönen.
Bevor er sein eigentliches Solostück vorträgt, macht er erst die
nötigen Vorübungen. Er probiert einen Lauf — hält aber plötzlich
inne, und aus seinem ganzen Wesen und Benehmen ist zu erkennen,
daß er unzufrieden mit sich selbst ist, weil ihm ein Ton mißlang.
Darum beginnt die Arbeit von neuem, und es wird unermüdlich
geübt, bis endlich der Fehler beseitigt ist. Manchmal ist das für
den kleinen Sänger nicht leicht, denn sein lebhaftes Wesen bringt
ihn oft ganz in Verwirrung und Bestürzung. Doch Übung macht
den Meister, und endlich ist er imstande, den Lauf fehlerfrei
vorzutragen. 1
Jeder Vogel hat seine besondere Melodie. Das Lied des
Buchfinken besteht meistens aus einer Reihe von kurzen Lauten,
die er in rascher Folge vorträgt und jedesmal mit einem beson¬
dern Schluß beendet. Manchmal macht er auch noch einen kurzen
Nachschlag, als wollte er sagen: „Bravo! Ich habe meine Sache
diesmal gut gemacht!“ j Gar merkwürdig ist es, wie die Menschen
sein Lied in der verschiedensten Art auszulegen wissen. Dem
jungen Mädchen singt er zu: „Friederike, Friederike, ist denn noch
nicht bald dein Hochzeitstag?“ Dem Buben, der durch die Hecke
in den Garten schleicht, um Obst zu stehlen, ruft er warnend zu:
„Stiählhinderk, Stiählhinderk! Warte, warte! Ich zeige dich an!
Du Spitzbub, du Spitzbub, du Dieb!“\ Dem reisenden Handwerks¬
burschen schreit er nach: „Lauf barfuß, lauf barfuß! Du brauchst
keine Schuh!“ Dem Bauern ruft er zu: „Du Krösus, du Krösus!
Leih mir 'ne Mark! Ick will se woll quittieren!“ oder: „Gib, gib,
gib Gerstenbier!“