fullscreen: Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Großen Krieges (H. 2)

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und in einem andern von Malmström: 
Da suckardet sa tangt uti skogen. 
Da seufzt' es so schwer in dem Walde. 
Der Skog ist gleichsam das Kleid des schwedischen Landes, das ursprüng¬ 
liche, autochthone. Er überzieht das Land von der Hügelebene Schonens ab 
bis zu jenen Einöden Lappmarkens, in welchen die Mitternachtsonne leuchtet. 
Alles klebrige ist die Ausnahme, gleichsam das Zufällige. Als solche Aus¬ 
nahme tritt auf: das Sumpf- und Torfland, die Seen und das Cultur- 
land des Menschen. Auf den Sümpfen, die meist nur verlandete, ver- 
torfte Seen darstellen, wächst dasselbe Pflanzenwerk wie auf ähnlichen 
Stellen in Deutschland: Porst, Riedgräser, Wachholder, verkrüppelte Kie¬ 
fern. Sie dienen dem Vieh (kreatur) als Weide (gräsgäng) und würden 
von jedem Thiere in Deutschland verschmäht werden. In Schweden 
werden sie sogar häufig ausgerodet, geebnet und als Wiesen benutzt. 
Die Zahl der Seen ist so groß, daß sie nur noch von der des finni¬ 
schen Landes übertroffen wird; sie nehmen mehr als den achten Theil des 
ganzen Areals von Schweden ein. In Södermanland, wo dieses Ver- 
hältniß noch auffallender, hat man das Sprtichwort: Als Gott einst Wasser 
und Land geschieden, habe er Södermanland vergessen. Der Fremde möchte 
diesen Ausspruch auf das ganze weite Reich ausdehnen, das von der Höhe 
des Himmels aus gesehen den Eindruck einer Mondkarte machen müßte. 
Die Karten verzeichnen natürlich nur größere Seen. Bei einer Fahrt 
durch Schweden wird die Erscheinung dieser Wasserbecken, die uns anfangs 
überrascht, allmälig so gewöhnlich, daß wir sie ebenso wenig zählen als 
die Bäume in einem Forste. Immer liegen sie inmitten des meilenlangen 
Waldes, von Felshöhen umgeben, nicht von Gebirgen; immer den blauen 
Himmel wiederspiegelnd und den prächtigen Laubkranz; immer still und 
heimlich, verlassen und einsam wie ein todtes Meer. An den Rändern 
wächst stets Rohr und Schilf, weiter beginnen die Mummeln (die Reck- 
rosen, näckrosor) und zwischen den Pflanzen ragen in allen möglichen 
Größen dunkle Felsblöcke über die Wasserfläche wie ungeheure, ruhig aus 
dem Wasser schauende Frösche. Selten erblicken wir an einen: solchen See 
ein Haus, das seine rothen Wände in den Spiegel malte, niemals ein 
Segel, das die blaue Fluth belebte. Rur hier und da steht ein zerbrech¬ 
licher Kahn an dem Gestade, mit welchem die Leute von drüben das frisch 
gemähte Gras holen, um es in der Nähe ihres Hofes auszustreuen und 
zu trocknen. An solchen Seen ist es lautlos still und einsam. Zuweilen 
schaukelt sich eine Möve über der Fluth. Ein Specht hackt an der Rinde 
eines Baumes.. Ein Eichhörnchen springt von Zweig zu Zweig. Vielleicht 
zieht ein Habicht vorüber und nöthigt die trägen Wildenten zu schwer¬ 
fälligen: Fluge. Ich habe vergebens auf den Gesang der Vögel, das heitere 
Spiel der schreienden Schwalben gewartet. Die Natur ist immer schweig¬ 
sam. selbst das geschwätzige Murmeln der Duellen fehlt hier oder ver¬ 
klingt ungehört in der unermeßlichen Waldwüste. 
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