Full text: [Geschichte des Mittelalters] (Theil 2)

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welchen der Volksglaube als Zauberer und Hexenkünstler in den Kreis 
seiner Märchenpoesie ausgenommen hat, führten ihre Studien zu einer, 
den Hülfsmitteln der damaligen Zeit gegenüber, sehr bedeutenden Höhe. 
Mit welch' unglaublichem Eifer diese Gelehrten arbeiteten, bezeugen des 
Albertus Magnus in 21 Foliobänden gesammelte Werke. 
In diese Zeit fällt auch der erste Beginn der hohen Schulen, 
an denen anfangs nur immer eine Wissenschaft gelehrt wurde, z. B. die 
Heil- und Naturwissenschaften in Salerno, das Recht zu 
Bologna u. s. w. Im dreizehnten Jahrhundert aber entstanden die 
sogenannten allgemeinen Studien und die Lehrer ein und derselben 
Wissenschaft verbanden sich in Zünfte, Fakultäten. „So wurden die 
göttlichen Jungfrauen, durch welche vormals die Griechen Künste unv 
Wissenschaften persönlich darstellten, mit vier ernsten, würdevollen Matronen 
vertauscht, neben denen nicht einmal die heitere Poesie Platz finden durfte;" 
sie heißen nun Theologie, Philosophie, Jurisprudenz und 
Medicin bis auf den heutigen Tag. Die Universität zu Paris war 
die erste, welche im Sinne der modernen Hochschulen eingerichtet ward; 
in Italien gründete Friedrich II. eine die gesammten Wissenschaften um¬ 
fassende Universität zu Neapel, das Lieblingswerk des geistvollen Fürsten. 
Bald sollten solche Beispiele auch in Deutschland Früchte tragen. Kaiser 
und Päpste wetteiferten in der Begünstigung und Pflege solcher Anstalten. 
Schon Kaiser Friedrich I. sorgte für die Wohlfahrt der Studenten, die 
überall sicher wohnen und reisen sollten, und denen jede Beschädigung 
vierfach ersetzt werden sollte. „Denn", fügt der alte Kaiser hinzu, „wir 
halten es für billig, daß, da alle guten Menschen unser Lob und unfern 
Schutz verdienen, Diejenigen, durch deren Wissenschaft die Welt erleuchtet 
wird, und die ihre Zöglinge zum Gehorsam gegen Gott und uns, dessen 
Diener, bilden, mit einer ausgezeichneten Sorgfalt wider alle Beleidigungen 
geschützt und vertheidigt werden." 
8- 6. Heldengedicht. Kunstmaßigcs Epos. Rouian- 
tische Poesie. Minnegesang. 
Die ritterliche fromme Begeisterung, welche die abendländischen Ritter 
über das Meer und durch die Gluth der öden Sandwüste nach dem 
heiligen Lande führte, erzeugte unter dem Einflüsse der schwärmerisch 
leidenschaftlichen orientalischen Phantasie eine eigenthümliche Richtung der 
Poesie, welche man mit dem Namen der „romantischen" bezeichnet hat, 
weil sie vorzugsweise aus den romanischen Sprachen hervorging, die, 
Oeser's Weltgeschichte. II 5. Ausl. 2»
	        
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