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lin Maria. Das ist der nachherige Ludwig II
der Frühzeitige, der als ein seltnes Beispiel
von Ueberetlnng der Natur berühmt geworden ist.
Er kam zu frühzeitig, fast noch ganz ohne Haut,
auf die Welt, hatte im vierzehnten Zahre schon
vollkommenen Bart, im achtzehnten graue Haar
re, und ward im zwanzigsten auf der Flucht nach
einer unglücklichen Schlacht (1526, 29 Aug)
von den Türken getödtet. Diesem raschen Pro:
zesse der Natur war auch der Lauf seiner Schick,
sale ganz angemessen. Er war schon verlobt, ehe
er noch geboren war, wurde im zweiten Zahre ge,
krönt, succedirte im zehnten, und heirathete im
fünfzehnten. Seiner Wittwe ist oben schon einmal
unter den Schwestern Karls V. gedacht worden,
Maximilians immer rege Speeulationssucht
zeigte sich auch hier; obgleich er schon 1506 alles
richtig gemacht hatte, bot er dennpch lange nach,
her eben diesen Ferdinand noch an mehreren
Orten aus, und erst da er ihn nirgends besser
unkerbringen konnte, erneuerte er »515 die un,
garischen Tractaten. Um die Sache recht feter,
ltch zu machen, lud er die Könige von Ungarn
und Polen mit ihren Prinzen zu einem Besu¬
che nach Wien ein, und ritt ihnen mit einem
prächtigen Gefolge bis an die ungarische Grän,
ze entgegen. Aber die beiden Monarchen trau,
ten ihm so wenig, daß sie lange rathschiagten,
ob sie kommen sollten, oder nicht. Endlich rief