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freundliche Geister. Auch weibliche GottgestalLen gab es in 2Mb, Feld und
Bergen (Jdisen), auch im Wasser (Nixen).
Den Göttern waren die Wochentage geheiligt: der Sonntag der Sonne,
der Montag dem Monde, der Dienstag dem Ziu, der Mittwoch dem Wotan,
der Donnerstag dem Donar, der Freitag der Frouwa (Freia), der Samstag
keinem besonderen Gotte. Als große religiöse Feste wurden die beiden
Sonnwendfeste (später Johannistag und Christtag) und das Frühlingsfest
(Ostern) gefeiert.
n. Die Stämme der alten Germanen und ihr erstes Auftreten
in der Geschichte im Kampfe mit den Römern.
Die Germanen hatten um die Zeit, da Jesus Christus geboren ward,
das Gebiet des deutschen Landes von heute vom Rheine bis zur Weichsel
und von der Donau bis zur Nord- und Ostsee inne. Am Rheine und der
Donau waren sie Nachbarn des Römerreichs; östlich von ihnen saßen die
Stämme der Sarmaten oder Slawen in den weiten Ebenen, die von den
großen russischen Strömen durchzogen werden.
Die Zahl der germanischen Völkerstämme war groß; es genügt, wenn
wir die bedeutendsten hervorheben.
Die Friesen wohnten am Nordmeere, die Angeln im heutigen Holstein
und Schleswig, die Sugambrer im rheinischen und westfälischen Berglande,
die Cherusker*) um den Harz, die Chatten im hessischen Berglande, die
Hermunduren in Thüringen. Die Langobarden, die Semnonen oder
Sweben, die Burgundionen, die Wandalen saßen östlich von der Elbe.
Die Markmannen wohnten ursprünglich am Oberrhein, an der Römer¬
grenze; sie wanderten nachher nach Böhmen aus.
Die Goten, das größte Volk, saßen um die untere Weichsel, fingen
aber bald an, sich gegen Süden und Osten auszudehnen.
Die Germanen waren durch mancherlei Ursachen genötigt worden, ihre
Sitze in Norddeutschland zu verlassen und nach Süden vorzudringen. Ein¬
mal war es die wachsende Zahl der Bevölkerung, die sie zwang, sich aus¬
zudehnen; das andere Mal waren es die Meeresstuten, die ins Land hinein
schlugen, es überschwemmten und die Stämme aus ihren Wohnsitzen auf¬
scheuchten. Mehrere Male strömten germanische Völker über die Grenzen
des Römerreichs nach Gallien (Frankreich) und Italien. Sie fanden aber
durch das Schwert der Römer ihren Untergang. Dennoch versuchten sie
immer und immer wieder auszuwandern.
Kaiser Augustus, der zur Zeit Christi regierte, beschloß, da das An¬
drängen der Germanen gegen die Nordgrenze nicht nachließ, jene endgültig
zu unterwerfen.
Er ernannte seinen jungen kriegskundigen Stiefsohn Nero Claudius,
genannt Drusus, zum Feldherrn, und dieser suchte drei Jahre hintereinander
das Germanenland mit Feuer und Schwert heim.
*) Cherusker, Chatten — das ch als Kehllaut sprechen; nicht Kerusker und Kalten,
lieber Herusker und Hatten.