104 § 96. Revolutionen und ihre Folgen.
Mit dem Glücke Napoleons war es jetzt zu Ende. Er entsagte
zum zweiten d.^ate der Herrschaft und ging dann rtctch Nochefort, uttt
sich nach Amerika einzuschiffen. Hier wurde er aber von den Eng¬
ländern gefangen und nach St. Helena gebracht, wo er nach langem
Leiden starb 1821.
Europa seit dem Jahre jsjs.
§ 96.
Revolutionen und ihre Folgen.
1) Die Julirevolutiou von 1830. Die Zeit nach dem Jahre
1815 zeichnet sich durch ein reges Streben nach Verbesserung aller
Zustände, insbesondere nach Erweiterung der Volksrechte aus. Doch
erhielten anfänglich nur einige Staaten Verfassungen, so Nassau, Wei¬
mar, Bayern (1818), Württemberg, Hessen-Darmstadt; in anderen
Staaten zögerte man damit.
In Frankreich war auf Ludwig XVIII. sein Bruder Karl X.
-1830 (1824—1830) gefolgt. Dieser hatte sich die Geschichte der eben ver¬
gangenen Jahrzehnte nicht zur Lehre genommen und arbeitete offen auf
Unterdrückung der in Frankreich bestehenden Verfassung hin. Als er
dieselbe endlich eigenmächtig umändern wollte, brach im Juli 1830 in
Paris ein Aufstand aus, der zur Vertreibung des Königs Karl
und zur Erhebung des Herzogs Louis Philipp von Orleans
-1848 (1830—1848) führte.
Diese Vorgänge in Frankreich riefen auch in anderen Ländern
Europas Aufstände hervor, besonders in Belgien. Dieses Land, seit
1815 mit Holland vereinigt, trennte sich nach blutigen Kämpfen 1830
von Holland los und wählte sich in der Person des Prinzen Leopold
von Coburg einen eigenen König, unter dem es sich rasch zu hoher
Blüte entwickelte.
In Deutschland ward die Wirkung der Julirevolution ebenfalls
verspürt und führte in Sachsen, Braunschweig, Kurhessen und Hannover
zur Erteilung von Verfassungen; doch kam es wegen der Ausschreitungen
bei der Feier des Hainbacher Festes 1832 und wegen des Frankfurter
Attentats auf den Bundestag 1833 zu einer allgemeinen Reaktion und
zu zahlreichen Verurteilungen.
Freiheitskampf der Griechen. 1821—1829. Mit Beginn des Jahres
1821 brach auf der Halbinsel Morea ein Aufstand aus, der zur Befreiung der
Griechen oom_ türkischen Joche führte. Die Griechen hatten nämlich in diesem
Freiheitskampfe die öffentliche Meinung Europas für sich und wurden insbesondere
von England, Frankreich und Rußland unterstützt. Nach Besiegung einer türkisch¬
ägyptischen Flotte bei Navarin 1827 befreite ein französisches Heer Morea, und
zugleich drangen die Russen über den Balkan. So kam es zum Frieden von
Adrianopel 1829, in welchem Griechenland volle Unabhängigkeit erhielt. Hier¬
auf erlangte der neue Staat in Otto von Bayern 1832—1862 einen eigenen
König.