fullscreen: Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen

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Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassau bilden, 
und aus den 22 Staaten nördlich des Maines einen Nord- 
deutschen Bund unter preußischer Führung stiftete. 
Napoleon III. hatte es zu verhindern gewußt, daß auch die Staaten 
südlich des Maines in diesen Bund eintraten. Er wollte aus ihnen 
eine Art Rheinbund für den Kampf gegen Preußen bilden. Durch 
die milde Behandlung der Südstaaten erreichte König Wilhelm bald 
nachher doch wenigstens ein Schutz- und Trutzbündnis mit ihnen, nach 
welchem sie sich verpflichteten, im Falle eines Krieges ihre Truppen 
unter preußischen Oberbefehl zu stellen. Auch gelang die Bildung eines 
Zoll- und Handelsvereins. Nord- und Südstaaten wurden 
nun von Preußen vertreten und geführt. Das Bewußtsein der 
Zusammengehörigkeit brach immer mehr durch und ermög- 
lichte wenige Jahre später die Einigung. Frühling war es 
geworden in Deutschland! — Ein Wort Bismarcks aus jener Zeit 
lautete: „Setzen wir Deutschland in den Sattel! Reiten wird es 
schon können!" 
5. Der Krieg gegen Frankreich. 1870/71. a) Ursache und 
Veranlassung. Mit neidischen Augen sahen die Franzosen auf den 
Kriegsruhm und auf die wachsende Macht und Größe Preußens. Die 
Einigkeit unter den Deutschen erfüllte sie mit Besorgnis und Furcht; 
denn ein einiges Deutschland mußte ihnen zu groß und zu mächtig 
werden. Von jeher waren sie der Erzfeind deutscher Einig- 
keit gewesen. Immer lauter ertönte in Frankreich das Kriegs- 
geschrei: „Rache für Sadowa!" Immer größer wurde die Unzu- 
sriedeuheit der Franzosen mit ihrer zögernden Regierung. Sie suchten 
nach einem Anlasse, um mit Preußen Krieg zu beginnen. Ein Vorwand 
fand sich bald. Das spanische Volk bot seine Königskrone im Jahre 1870 
dem Prinzen Leopold von Hohenzollern an, einem entfernten 
Verwandten des preußischen Königshauses. Dieser erklärte sich zur 
Annahme bereit. Das wollte Frankreich nicht zugeben, „weil so das 
Reich Karls V. wiederhergestellt würde und Frankreich dadurch von beiden 
Seiten umklammert werde". Der französische Botschafter Graf Bene- 
detti wurde nach Ems geschickt, wo König Wilhelm damals zur 
Stärkung seiner Gesundheit weilte. Er hatte den Auftrag, an ihn die 
Forderung zu stellen, dem Prinzen von Hohenzollern die Annahme der 
Königskrone zu verbieten. Freimütig antwortete der König, er habe dem 
Prinzen früher die Annahme der Krone nicht befohlen und könne sie ihm 
jetzt auch nicht verbieten. Um den Frieden nicht zu stören, verzichtete 
nun Prinz Leopold freiwillig auf den spanischen Thron. Aber die 
Franzosen wollten sich die günstige Gelegenheit zur Demütigung 
Preußens nicht entgehen lassen. In aufdringlicher Weise verlangte die 
französische Regierung vom König Wilhelm in Ems, er solle an Na- 
Poleon einen Entschuldigungsbrief schreiben und darin versprechen, daß
	        
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