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ließ. Ein 16 km langer Deich von Zäckerick bis Neutornow teilt das
ganze Gebiet in einen großen Trockenpolder und einen kleinen Wiesen¬
polder, der ungefähr 800 ha umfaßt. Der Trockenpolder enthält fast
nur Ackerland und wird immer trocken gehalten. Der Wiefenpolder ent¬
hält nur Wiesen, welche den ganzen Winter'hindurch mittelst einer Einlaß-
schleuse bei Zäckerick unter Wasser gesetzt werden. Dieses Rieselwasser,
welches viel Schlickmassen mit sich führt, befruchtet einerseits die Wiesen,
soll aber auch anderseits einen Gegendruck gegen das drückende Hochwasser
der Oder ausüben. Sobald der Frühling in das Land zieht, wird dieses
Wasser bei Neutornow in die alte Oder gepumpt, und ein saftiger Wiesen¬
plan dehnt sich dort aus, wo noch vor wenigen Tagen der leichte Nachen
des friedlichen Fischers sich schaukelte.
So ist das Oderbruch abermals dem nassen Elemente abgerungen
worden. Hoffnungsvoll wieder kann der Oderbrücher seinen Samen auf
das Land streuen, um dann zur Zeit der Ernte eine hundertfältige Frucht
zu schneiden. Und froher als zuvor steigt seine Freundin, die Lerche,
jubilierend in den blauen Äther empor.
129. Oer Tabakbau in cier Oàermark.
Von 6. Jancker u. Milk. ^>e1rick.
Lesebuch für Brandenburg. II. Breslau 1906. 8. 186.
^Mittelpunkt des Uckermärker Tabakbaues sowohl wie des Tabakhandels
JJt ist Schwedt a. O., eine Stadt von etwa 10000 Einwohnern.
Hier hatte Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, 1686 einigen evan¬
gelischen Hugenotten, die um ihres Glaubens willen ans ihrem Vater¬
lande Frankreich geflohen waren, ein Unterkommen gewährt. Sie machten
den Tabak in der Gegend bekannt. Von ihnen lernten die Bauern die
Tabakpflanze anbauen und behandeln. Das ist nicht leicht, denn es gibt
wohl kein einziges Erzeugnis, das sowohl auf dem Felde wie bei der
Fabrikation als endlich auch im Handel so behutsam und so zart behandelt
sein will wie gerade der Tabak.
Großer Pflege bedarf zunächst das zum Tabakanbau bestimmte Feld.
Es wird im Herbst gedüngt, möglichst tief gepflügt und im Frühjahr
darauf wiederholt umgeackert. Einer alten Sitte gemäß wird der Tabak¬
samen genau am 1. April eingeweicht, d. h. in laues Wasser geschüttet,
worin er einen Tag verbleibt. Nachdem er gequollen ist, tut man ihn in
kleine, etwa faustgroße Leinwandsäckchen und steckt diese Bündel in Sand,
wodurch das Keimen befördert wird. Nach einem Zeitraum von 4—6
Tagen erfolgt das Aussäen des gekeimten Samens auf sorgfältig herge¬
richteten Beeten, die sich in geschützter Lage, meistens in den Gärten der