Asien. 
Einleitung. 
§. i. Asien ist wahrscheinlich das Vaterland des ganzen Men¬ 
schengeschlechts. Von den meisten Europäischen und Afrikanischen Na¬ 
tionen sagt uns dies die Geschichte ganz bestimmt; von andern laßt es 
sich nach triftigen Gründen schließen, und wirklich finden wir noch Ge¬ 
genden in Asien, die durch die Milde ihres Klimas und ihren Reich, 
thum an Producten sich ganz zur Wodnung der ersten Menschen eigne¬ 
ten. Allmahlig hoben sich hier einige Völker von einer Stufe der Bil¬ 
dung zur andern, so daß sie Lehrer für die Bewohner der übrigen Erd, 
theile wurden. Mehre Wissenschaften entstanden in Asien. Freilich sind 
wir Europäer darin den Asiaten um Vieles zuvorgekommen, denn schon 
seit vielen Jahrhunderten bemerkt man bei ihnen gar kein Fortschreiten 
in den Wissenschaften; aber wir haben doch nur auf dem Grunde fortge, 
bauet, den jene legten. Inder, Chaldäer, Babylonier, Phönizier u. a. 
kannten schon vor 5ooo Jahren Astronomie und erfanden Schreib-, Re¬ 
chen- und Meßkunst (Mathematik); errichteten große, kunstvolle Gebäude 
und Denkmäler, deren Trümmer uns noch jetzt in Erstaunen setzen; 
Phönizier umschifften schon damals einen großen Theil von Europa, wahr¬ 
scheinlich schon ganz Afrika, denn Handel und Wandel blühete schon zu 
der Zeit in ganz S. und Mittel Asien. Damals lebten Zoroaster, 
Rongfurse (Confucius) und andere weise Männer, welche ihren Völkern 
Gesetze gaben, die noch jetzt in ganzen Ländern heilig gehalten werden. 
Auch die Araber waren vor 1000 Jahren zum Theil die Lehrer des da¬ 
mals in Unwissenheit versunkenen Europas. In Asien lebten Mofee, 
Lhristus, Muhamed und die unbekannten Stifter der Draminifchen 
und Lamaischen Religion; in Asien ist also der Ursprung der Vereh¬ 
rung eines höchsten, geistigen Wesens, da in anderen Erdthcilen nur 
elender Ferischdienst entstand. Auch in der Geschichte Europas spielen 
Asiatische Nationen eine bedeutende Rolle. Hunnen, Araber, Mongolen, 
Tataren und Türken kamen in ihren Eroberungskriegen selbst bis nach 
Europa. In Asien ist das Land, wohin die Rreuzzüge unternommen wur¬ 
den, durch welche die Verfassung Europäischer Staaten zum Theil ver¬ 
ändert, die Sitten der Europäer gemildert und neue Produkte denselben 
bekannt wurden. Asiatische Länder sind die Quelle des Reichthums Eu- 
rvpäischcr Nationen geworden. Die wichtigsten Erfindungen, Schie߬ 
pulver, Buchdrucker-kunst und 'Rompasi kannten die Schinesen früher 
Wolger's Länderkunde 2te Aust. II. Tb. 
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