Full text: Fremde Länder und Völker

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Drittes Buch. 
mit Hügelketten durchsetzt. Am meisten eben ist das Gebiet 
der untern Seine mit ihren rechten Zuflüssen, Aube 
und Marne. In dem nordwestlichen Vorsprunge, der 
Bretagne, erhebt sich ein vereinzeltes, niedriges Berg¬ 
system, die Montagnes d'Arree. 
Frankreich ist nach, seiner Lage und Natur eines der 
blühendsten Länder von Europa. Sein mildes Klima bildet 
den Uebergang vom mittleren europäischen zum südlichen 
Klima. Frankreich ist das vorzüglichste Obst - und Weinland 
unseres Erdtheils: über 300 n>M. sind der Cultur der Rebe 
bestimmt. In den südlichen Strichen gedeiht schon die Olive 
und die Zucht des Seidenwurms. Gewerbe und Fabriken 
blühen und den Handel begünstigt die Lage an zwei Meeren. 
Frankreich hat auf 10,000 mM. 36 Mill. E., dem 
Stamme nach in den Pirenäen Basken, in der Bretagne 
Celten (S. 65.), im O. der Argonnen Deutsche, der 
überwiegenden Anzahl nach Franzosen— also zu welchem 
Stamme? (S. 65.). Die meisten sind römisch-katholisch, 
1 Mill. protestantisch (überwiegend reformirt). Frankreich 
gehört zu den 5 Großmächten von Europa. 
Sonst war das nicht so. Als die drei Enkel des gro¬ 
ßen Frankenkönigs und Kaisers Karl, f 814, seine Erb¬ 
schaft theilten, war das eigentliche Frankreich im W. der 
Saone und Rhone ein unmächtiger Staat und blieb es durch 
das ganze Mittelalter. Lyon und Marseille waren damals 
deutsche Städte, von Metz und Straßburg versteht sich 
das von selbst. Aber in der neuern Zeit hat Frankreich 
große Könige gehabt, wie Heinrich IV., f 1610, und 
Ludwig XIV., f 1715, und große Minister, wie Riche¬ 
lieu, ch 1642. Die haben Frankreich in die Höhe gebracht 
und uns Deutschen, die wir im Mittelalter übermächtig waren, 
alles das abgenommen, was jetzt im O. über Frankreichs 
natürlicher Ostgränze hinausliegt. In solchem Glück wur¬ 
den die Könige hernach üppig und übermüthig; das Volk 
lag dabei in mannigfachem Druck und Elend. Da begann 
1789 die erste französische Revolution, in deren 
Folge der Corse Napoleon Bonaparte französischer 
Kaiser ward und fast ganz Europa seinem Willen unterwarf 
(S. 82.). Nach seinem Sturze kehrte das Herrscherhaus 
der Bourbons zurück, doch in der zweiten Revolution 1830 
wurde ein anderer Zweig desselben aus den Thron gerufen.
	        
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