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Kaiser aus verschiedenen Häusern.
aber nicht getödtet, weil die Verbündeten geschworen hatten, ohne
Noth kein Blut zu vergießen; sie ließen ihn schwören, den Boden
der Schweiz nie wieder zu betreten, und ließen ihn über die Gränze
ziehen. — Von allen Seiten erscholl Jubel über die so leicht, ohne
Blut errungene Freiheit, und dazu befreite der Tod des Kaisers
Albrecht, im Mai desselben Jahres, die Schweizer von der Gefahr,
die ihnen von seiner Seite drohte.
Albrecht nämlich rüstete sich schon, Strafe an ihnen zu üben,
als ihn der Mord stahl seines eigenen Neffen, Johanns von
Schwaben, des Sohnes von seinem verstorbenen Bruder, traf.
Albrecht verwaltete noch immer dessen väterliches Erbe als Vormund,
und wollte es ihm nicht herausgeben, selbst da er schon zum Jüng¬
linge herangewachsen war; es schien, als wenn er es ihm ganz
vorzuenthalten gedächte. Johann, der jähzornig und rachsüchtig war,
hatte sich mit einigen Rittern zur Ermordung seines Oheims ver¬
bunden, und sie benutzten den Augenblick, als derselbe von seinem
Schlosse Baden im Aargau in ihrer Begleitung nach Rheinfcldcn
ritt. Da sie an die Ueberfahrt über die Reuß bei Windisch kamen,
drängten sich die Verschwornen mit dem Könige zuerst in den Kahn,
der nur wenige fassen konnte, so daß das übrige Gefolge Zurückblei¬
ben mußte; und als sie nun mit ihm allein weiter ritten, rannte
der Herzog Johann plötzlich dem Könige seinen Speer durch den
Hals, mit den Worten: „Hier der Lohn des Unrechtes!" Zugleich
brachten ihm Walther von Eschenbach und Rudolf Balm mehrere
tödtliche Wunden bei. Albrecht sank vom Pferde und starb in dem
Schooße eines armen Weibes, das am Wege war; die Verschwor-
nen aber sprengten davon und sind alle, bis auf einen, der ergriffen
und hingerichtet wurde, unbekannt im Elende gestorben.
50. Heinrich VII., Friedrich von Lestreich und
Ludwig von Baiern. 1308 — 1347.
Die deutschen Fürsten wählten keinen von Albrechts Söhnen,
sondern wieder einen minder mächtigen, aber tapfern und biedern
Ritter, den Grafen Heinrich von Luxenburg. Er hat nur 5
Jahre regiert und in dieser Zeit noch dazu einen Zug nach Italien
unternommen, wohin lange kein Kaiser gezogen war. Auf demselben
starb er plötzlich, nach einigen Nachrichten durch Gift, und hat auf
diese Weise keine Zeit gehabt, etwas Bedeutendes für Deutschlands
Wohl zu thun. Für sein Haus hat er aber glücklicher gesorgt, in¬
dem er seinen Sohn Johann mit der Erbprinzessin von Böhmen
vermählte. Dadurch kam dieses Königreich an sein Geschlecht, und
wir werden künftig noch mehrere Kaiser aus demselben auftreten
sehen. Zunächst aber wählten die Fürsten nicht seinen Sohn Johann,
sondern eine Parthei wählte:
Den Herzog Friedrich von Oestreich, die andere den
Herzog Ludwig von Baiern.