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chen gekostet? „Nein, Herr,“ antwortete Jansen mürrisch,
„aber so geht's nimmer, — bei un in deutn ist és aus
mit dem Gewinn auf dem gewöhnlichen Wege bei dem verwer
terten Kriege. Potz Blitz und Guad was hilft uns unser
grobes Schiff, das immer an der Rüdleo vis eine Schnecke sich
hinwindet, um uns die sündteuren VWaren von den geizigen
Mynheern aus Holland herbeizubolen? Wir müssen zwanzigfach
bezahlen, vas wir einfaci aus da erston Hand haben könnten
von ihren Nachbarn, den Engländern, und in Amerika selbst.
Bebt mir auf ein Jahr das Senitt und so viel Geld und Nürn—
berger Waren als möglioh und iubt min nach der neuen Wolt
fahren; ihr vwibt, der alto Fanven war schon zweimal dort und
verstent den Kram. Zwar der alte Herr 3 aueh immer
ängstlich und meinte, es lasse vich ja ohne grobes Wagnis schon
bei uns vas gewinnen; aber das ibt un anders geworden, drum
muß man's anders treiben.“
Da standen die beiden Herren auf, gingen lange im Zimmer
auf und ab und beratschlagten. Nachdäem nun joedes Für und
Vider hinreichend erwogen Norden, wie es verständigen Minnern
ziemt, wurde beschlosson, dab Jansen reisen sollte.
Vier Mochen später vehritt Herr n Steen in seinem
Ratsherrngewande mit Jansen neben und zwei schwerbepacten
Dienern hinter sich dem Hafen z2u. Die dep ganzen Hafendamm
bedeckende Menge des Voll die er u und Jauebzen
der Zurüstung und Abfahrt des groben Handelsschiffes harrte,
machte, als Gruit mit Jansen ansam, ehrerbietig Platz; denn
der wackere Mann war geliebt und geachtet von alt und jung,
ornehm und gering. Einige Ratsherren, Preunde der beiden,
traten freundlieh grüßend hiĩnzu, und der ältere, ein Mannenit
greisem Haar und Bart, sprach; „Freund Hermann, euer Schiff
ist schier schwer bepackt und geladen; ihr habt doch nicht
zuviel gewagt? denn veit ist der Wesg und gefährlich die Fabrt,
und unser sansen ist eben auch bäner de Jüngsten mehr.“
Herr Hermann zuckte die Achreln und sprach: „Der Jansen
hat's auf sich, ihm, geiner Treue, Kenntnis und Geschicklichkeit
hab' ich vertraut und allos überlassen.“ Aber Jansen antwortete
munter: Labt's euch nicht anfechten, ihr Herren! Es ist das
dritte Mal, daß ich die Fahrt mache, und aller guten Dinge sind
ja drei; drum hoffe ich fest, r eben u gesund und freudig
vieder; wir haben ja das Sprichwort: Gott verläbt keinen
Deutschen — und den alten Jahnen nun behon cinna gar nicht;
drum lebet wohbl!“
Da donnerte der erste dignalschuß zur Abfabrt, und das
Boot, das ihn einnehmen sollte ur Uberfabrt on dem Schiffe,
hatte eben gelandet. Der ehrliche Jansen drüchto enνn
noch einmal kräftig beide Hände; ein paar Thränen trãufelten
dem alten Junggesellen in den grauen Bart, und or stieg ein
Die Musik ertönte lebhafter; leieht hinziehend über die pe
Deutsches Lesebuch. Ausgabe B. Oberstufe.