Full text: Moderne deutsche Dichter

165 
Da sprach der Bauer: „Im Almengrund 
Hoch droben beginnt es zu lenzen, 
Rüst' dich zur Auffahrt, Hildegund, 
Und schmück' die Herde mit Kränzen!“ 
„Es ward über sie in gefeiter Nacht 
Gesprochen der Wolfensegen, 
Hüt' sie getreu und führ' sie sacht, 
Sorg' ihrer allerwegen!“ 
„Doch auch dich selber, Hildegund, 
Hüt' dich vor allem Harme! — 
Hab' acht auf deinen rothen Mund 
Und deine weißen Arme!“ 
Mor dem dreißigjährigen Kriege. 
Es kommt durch den sternenfunkelnden Raum 
Eine finstre Geftalt gezogen, 
Es streift des Gewandes dunkler Saum 
Des Weltmeers dunkelnde Wogen. 
Sie hat die glimmende Fackel gesenkt 
Und trägt ein Schwert in den Falten, 
Sie spricht: „Ich bin die Furie des Kriegs 
Und komme, Umschan zu halten! 
Mein Buhle war Cäsar und Attila, 
Und Throne stürzt' ich zusammen; 
Das Reich der einen begrub ich im Blut, 
Das Reich der andern in Flammen. 
Ich führte zum Tod des Augustus Heer 
Nach den teutoburgischen Wäldern, 
Ich führte den Reigen der Geisterschlacht 
Auf den katalaunischen Feldern. 
Horch, wie so stille der Lenzwind weht, 
Schon keimen die grünenden Saaten. 
Horch, wie so stille die Erde steht 
Mich dürstet nach neuen Thaten! 
Bald kommt die Stunde — und 
Der Erdball vor meinem Schlage! 
Auch meine Saaten sind ausgesäet 
Bald kommen die Erntetage! 
dann erbebt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.