fullscreen: Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts

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Leute vom 20. Jahre ab waren militärpflichtig. Durchs Los wurde eine 
bestimmte Zahl ausgehoben. Wer nicht dienen wollte und Geld hatte, konnte 
sich einen Stellvertreter (Einsteller) erkaufen, der um eine bestimmte Summe 
für ihn Soldat wurde. 
Die Rheinbundsfürsten schickten ihre Gesandten nach Regensburg und 
ließen dort ihre Zugehörigkeit zum Reiche absagen. Der Kaiser Franz wußte, 
was ihm nun noch zu tun blieb. Er legte die Würde eines Kaisers 
des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation nieder und erklärte das 
Reich für aufgelöst. Alle Reichsfürsten und Reichsbeamten wurden ihres 
Eides entbunden und sich selbst überlassen. So ging mit dieser zweiten 
Aufteilung Deutschlands das alte, von Karl dem Großen begründete 
Kaisertum unter, nachdem es etwas über tausend Jahre (800—1806) be¬ 
standen hatte. An die Stelle des alten Reichs trat ein neues K aiserreich, 
das französische, von dem Deutschland nur ein Anhängsel war. 
17. Der Niedergang der preuszischen Groszmacht. 
Das Familienleben Friedrich Wilhelms III. König Friedrich 
Wilhelm II. starb im Jahre 1797. Als junger Mann von siebenund¬ 
zwanzig Jahren bestieg sein Sohn Friedrich Wilhelm III. den Thron. 
Er fand einen zwar vergrößerten, aber in der Verwaltung vernachlässigten 
Staat vor. Ein Staatsschatz war nicht vorhanden, wohl aber eine Menge 
Schulden. Eine leichtsinnige, verschwenderische Hofgesellschaft, die dabei recht 
fromm fein wollte, eine Beamtenschaft, die stolz und herrisch war, hatte 
den preußischen Staat gelenkt. Der junge König war ein ernster, sitten¬ 
strenger, sparsamer Herr. Aber er war bisher von allen Geschäften der 
Regierung ferngehalten worden, also wenig erfahren. 
Eine treffliche Gemahlin hatte der König gefunden. Das war die 
schöne, tugendhafte und leutselige Königin Luise, eine geborene Prinzessin 
von Mecklenburg-Strelitz. Der König hatte dem jungen Paare das glänzend 
ausgestattete Schloß zu Potsdam geschenkt. Aber in den weiten, prächtigen 
Räumen gefiel es Friedrich Wilhelm und seiner Gemahlin nicht. Dort 
hätten sie wie der Hof leben müssen, und ihr Grundsatz war: Einfach und 
sparsam! Da kauften sie sich das hübsche Landgut Paretz bei Potsdam 
mit schönen Gärten, Fluren und Wäldern. Dort wohnten sie zumeist, auch 
nachdem sie König und Königin geworden waren. Sie vergnügten sich mit 
gleichgesinnten fröhlichen Genossen in harmloser, heiterer Weise. Mit 
Bürgern und Bauern blieben sie in freundlichem Verkehr, nahmen mit den 
Kindern an den ländlichen Kirmessen unb anderen Festen teil und lebten 
selbst musterhaft, wie ein rechtes haushälterisches Ehepaar leben soll. Deshalb 
wurden sie rasch so volksbeliebt wie kein Königspaar vor ihnen. 
Y. Die Ireindlierrschaft.
	        
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