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Dienerschaft sich in aller Geschwindigkeit und Stille zu bewaffnen, 
und die'Schloßpforten wohl zu verriegeln; sie selbst begibt sich wieder 
nach dem Saale, wo die Fürsten noch zu Tische sitzen. Hier klagt sie 
ihnen in den beweglichsten Ausdrücken, Was ihr so eben hinterbracht 
worden, und wie schlecht man das gegebene Kaiserwort gehalten. Man 
erwiederte ihr mit Lachen, daß Dies nun einmal Kriegsgebrauch sei, 
und daß bei einem Durchmarsch von Soldaten dergleichen kleine Un¬ 
fälle nicht zu verhüten stünden. „Das wollen wir doch sehen," ant¬ 
wortete sie aufgebracht. „Meinen armen Unterthanen muß das Jhria-e 
wieder werden, oder bei Gott" — indem sie drohend ihre Stimme er¬ 
hob — „Fürstenblut für Ochsenblut!" 
Mit dieser bündigen Erklärung verließ sie das Zimmer, das in we¬ 
nigen Augenblicken mit Bewaffneten gefüllt war, die sich, das Schwerd 
in der Hand, doch mit vieler Ehrerbietigkeit hinter die Stühle der 
Fürsten pflanzten und das Frühstück bedienten. Bei'm Eintritte dieser 
gerüsteten Schaar veränderte Herzog Alba die Farbe; stumm und be¬ 
treten sah man einander an. Abgeschnitten von der Armee, von einer 
überlegenen handfesten Menge umgeben, Was blieb ihm übrig, als sich 
in Geduld zu faffen und, auf welche Bedingung es auch sei, die belei¬ 
digte Dame zu versöhnen. Heinrich von Brannschweig faßte sich zu¬ 
erst und brach in ein schallendes Gelächter aus Er ergriff den ver¬ 
nünftigen Ausweg, den ganzen Vorgang in's Lustige zu kehren, und 
hielt der Gräfin eine Lobrede über ihre landesmütterliche Sorgfalt und 
den entschlossenen Muth, den sie bewiesen. Er bat sie, sich ruhig zu 
verhalten und nahm es auf sich, den Herzog Alba zu Allem, was 
billig sei, zu vermögen. Auch brachte er eS bei dem Letztern wirklich 
dahin, daß er auf der Stelle einen Befehl an die Arme ausfertigte, 
das geraubte Vieh den Eigenthümern ohne Verzug wieder auszuliefern. 
Sobald die Gräfin von Schwarzburg der Zurückgabe gewiß war, be¬ 
dankte sie sich auf's schönste bei ihren«Gästen, die sehr höflich von ihr 
Abschied nahmen. 
37. Der Kyffhäuser. 
Unter den Bergen in Thüringen ist der Kyffhäuser, an dessen 
Fuß die fruchtbare goldne Aue herzieht, einer der merkwürdigsten. Er 
hat seinen Namen von dem alten Schlosse Kyffhausen, welches vor 
Zeiten auf seinem Gipfel stand, und von welchem daselbst noch jetzt 
beträchtliche Trümmer zu sehen sind. 
Die Geschichte sagt uns wenig von dieser vormals so großen und 
prächtigen Burg, dagegen haben sich von ihr desto mehr abenteuerliche 
Sagen unter den Bewohnern d.er umliegenden Gegenden erhalten, die 
zum Theil gar spaßhaft lauten. 
Kaiser Friedrich I. (Rothbart) so erzählt man, der bei Lebzeiten gern 
auf dieser Burg und in ihrer Nähe verweilte, ist nach seinem Tode 
in den Berg hinein gezaubert worden und wohnt da, weder eigentlich 
lebend, noch todt. Leute, die eben zur glücklichen Zeit, als der Eingang 
seiner unterirdischen Wohnung offen war, dahin kamen, haben ihn ge¬ 
sehen, wie er mit einigen seiner alten Diener auf einer Bank an einem 
großen, steinernen Tisch saß. Da sitzen sie schon so lamge und nnbe-
	        
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