9. Von dem Sonnenlichte.
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einerlei Längenhalbkugel. Alles übrige zur Auflösung ist in
dem Lehrstück von der Sonnenlichtvertheilung vorgekommen,
das Nächstliegende in §. 53, wo die angehängte Tabelle die
Ostlange nicht nur von Amsterdam (und also auch von Wa¬
terloo) sondern zugleich von den 4 damit zusammenzustellenden
Puncten Freetown, Kairo, Mecca und Mexico nachweiset.
Wenn ich jetzt, absichtlich die obenstehende Reihefolge ver¬
meidend, vorläufig sage, daß es a) an einem dieser 4 Orte
schon spat Abends fast io Uhr, b) an einem andern dieser Orte
noch nicht ganz 7 Uhr Abends, c) an einem andern erst Nach¬
mittags nach 1 Uhr, d) an einem andern schon nicht weit von
der Grenze des 18. Junii das heißt anderhalb Stunden vor
Mitternacht war zu der Zeit als bei Waterloo Abends 8 Uhr
die Schlacht noch fortdauerte, so sollen die runden Zahlen wei¬
ter nichts als dem Schüler zur Anregung dienen, daß er sich
an die Aufgabe mache. Wenn er aber rechnungsmäßig verfahrt,
so erfahrt er weit mehr als ich ihm vorläufig verrathen habe,
nicht nur die Stunden sondern auch die Minuten des Zeitunter¬
schiedes bringt er heraus. Jedoch wird sein Facit, wie das in
der Natur alles Rechnens liegt, nur ein solches Maß von Ge¬
nauigkeit erreichen als ihm durch die Ungenauigkeit der 5 gegebenen
data möglich gemacht ist. Denn es waren in der Längen - undBrei-
tentafel zum §. 53 bei allen dort vorkommenden, also auch bei den
fraglichen 5 Erdstellen, aus guten Gründen die dort angeführt sind,
nur die ganzen Grade namhaft gemacht, mit absichtlicher Weg¬
lassung alles plus und minus der Gradminuten und Gradsecun¬
den. Wer übrigens noch genauer als es für den Schulzweck
hinreichend ist dergleichen Zeitunterschiede ausmitteln will, der
findet heutiges Tages anderswo als in Schulbüchern befriedi¬
gende Specialangaben dazu; das Rcchnungsverfahren ist ganz
dasselbe, nur kostet es mehr Zeit und mehr Mühe, wenn neben
den Grad-Zahlen, auf die ich mich in der Tabelle zu §. 53
beschränkt habe, auch noch die Gradminuten und Gradsecunden
gegeben sind und mit verrechnet werden müssen.
Wer Aufgaben ähnlichen Inhaltes von größerem oder ge¬
ringerem Umfange sucht, der findet im dritten Bande meines
hodeget. Handb. neuester (dritter) Aufl. wohl einige Hundert
heraus, die hierher einschlagen, also mehr als irgend ein Gym¬
nasium verlangen und verwenden wird. Hat aber ein Lehrer
Zeit und Lust selber Aufgaben zu bilden, der studire die schon
hinter §. 53 genannten beiden S chulsch riften des
Hr n. Maj or vo n Ro o n. Da sind unter den Überschriften
„F l u ß n e tz e" die Quellftellen und Mündungsstellenin Beziehung
gesetzt zu nahen oder entfernten Erdstellen unter gleichen Län¬
gen- oder Breitenkreisen. Nach solcher Anleitung, die freilich
auf den ersten Blick mehr Abschreckendes als Einladendes hat,
aber beharrlich fortgesetzt weit mehr leistet als sie zu verspre¬
chen schien, kann sich Jemand auf dem Erdlande und Erdmeere
überall reichlich orientiren, und wer das selber betreibet, der wird
es in Erfindung und Aufstellung interessanter Aufgaben zu einer
rechten Meisterschaft bringen und gewiß ein herrliches Mittel er¬
beuten, seine Schüler zu tüchtigen Geographen heranzubilden.