4. Ost-Europa.
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IV. I n Ost-Europa.
87. Europäisches Rußland mit Polen.
Der europäische Theil des russischen Reichsgebietes, mit Ein¬
schluß Polens und in der (§. 59) angegebenen östlichen Erweite¬
rung 90,000 QE mit nicht mehr als 57 Millionen Einwoh¬
nern, reichet vom 35sten bis 80sten Längenkreise oder von Süd¬
preußen bis zur Waigaz-Straße, erstrecket sich vom-11 —
70sten Breitenkreise oder vom Kaukasus bis zum Eismeere, und
hat säst überall Naturgegenstände zu Grenzen, darunter außer
den schon oben (§. 59) genannten noch zu erwähnen sind: die
Südküste des Eis - und weißen Meeres, die F lü sse M u o n io
und To rneo gegen Schweden, der both nische, finnische
und rigaische oder lieständische Meerbusen der Ostsee,
derProsna-Fluß gegen Südpreußen oderPosen, die Weich¬
sel gegen Galicien, der Pruth und dke Donau gegen die
Türkei. Eigentliche Gebirge gibt es nur chn den Grenzen (U r a l,
Kaukasus, krimisches oder taurisches Geb.), im
Lande selbst aber gibt es nur Hochebenen, deren höchster Punct
der Wolchowsche Wald (Wolchonsky-Lies) die Gegend
wo die Wolchow, Düna, Wolga und Dnepr ihren Ursprung
haben. Das Klima ist im Ganzen kälter als im übrigen Eu¬
ropa, im Dnepr - und Don-Gebiete mild, in Süd-Rußland
sogar heiß. Der Boden ist fruchtbar, aber aus Mangel an
Einwohnern nicht hinreichend urbar.
Die Hohe des Wolchowschen Waldgebirges, deren Ausmit-
telung zur geographischen Kenntniß von Rußland höchst nö¬
thig ist, wurde früherhin auf 3000 Fuß angegeben, und dar¬
aus folgte, daß ganz Mittel-Rußland eine hohe Lage haben
muß, welches auch durch Klima, Witterungslauf, Vegeta¬
tion rc. noch mehr Bestätigung zu erhalten schien. Erst seit
dem letzten Jahrzehend, nachdem Humboldt aufseinen Rei-
sen in Ost-Europa Untersuchungen über die Landesnatur
dieser Erdstriche angestellt hat, ist man davon zurückgekom¬
men. (Vgl. Hodeg. Handbuch Bd. 2. Abschn. l. Unterabth. I.
und Abschn. 5. Uni. IV. in der 4ten Auflage.) Die Schiff¬
barkeit der Flüsse bis zu ihrem Quellenbezirk hinauf ist schon
Beweises genug, daß das Tiefland sich viel weiter in die
binnenländischen Landestheile erstrecken muß und das Hoch¬
land von weit geringerer Ausdehnung seyn kann, als man
vis vor einem Jahrzehend überall meinte und lehrte.
Unter den Landseen sind der Jlmen-, P eipus-, La-
doga-, Onega-, und unter den fast zahllosen sinnländischen
der S a i m a - und P ä w e n d e r - o d e r P ä j a n e - S e e. Un-