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III. Jni Westen.
Lokomotiven in voller Fahrt hineinsausen lassen. Unsere Eisen¬
bahner haben hier in fünf Tagen eine 6 Kilometer lange Um¬
gehungsbahn gebaut und später den Tunnel geräumt.
Der belgische Bahnkörper wird genau so vom Landsturm
bewacht, wie daheim. An jeder Brücke, bei jedem Tunnel und
bei jedem Niveau-Übergang stehen Posten. Auch werden die
Strecken begangen, um die Bahn vor Franktireurs zu schützen
und die Transporte zu sichern. Die Landschaft, welche wir
durchfahren, ist entzückend. Zunächst fahren wir im Talboden
der Vesdre. Weithin dehnen sich die fruchtbaren Felder aus.
Reizend gelegene Dörfer und romantische alte Schlösser ziehen
an uns vorüber.
Die Städte, die wir passieren, Berviers, Ensival, Pepinster,
Chaudfontaine usw. sind still; nur selten zeigt sich ein
neugieriges Gesicht. Die Bahnhöfe stehen unter deutscher Ver¬
waltung, unsere Rotmützen tun hier ihren Dienst. Die Polizei
ist belgisch geblieben, steht aber unter militärischer Kontrolle.
Auf den offiziellen Gebäuden wehen deutsche Fahnen. Belgische
Farben bemerken wir nicht. Dafür hängt an allen Häusern
etwas Weißes: Hemden, Bettücher usw., als Zeichen der Er¬
gebenheit. Vor Berviers fanden wir die ersten zerschossenen
und verbrannten Häuser. In schauriger Ode stehen die kahlen
Giebel da, leere Fensterhöhlen gähnen uns an, und ein wüstes
Durcheinander zeigt sich allenthalben. Der Krieg kommt näher,
seine Zeichen werden deutlicher. Sie wirken entsprechend auf
Mann und Offizier. Die Soldaten singen fröhlich: Haltet aus
im Sturmgebrüus! — Wie mutz das aus die unglücklichen
Bewohner wirken??
O Deutschland hoch in Ehren!
O Deutschland hoch in Ehren,
Du heil'ges Land der Treu',
Stets leuchtet deines Ruhmes Glanz
In Ost und West aufs neu'.
Du stehst wie deine Berge fest
Gen Feindes Macht und Trug.
Und wie des Adlers Flug vom Nest
Geht deines Geistes Flug.
Haltet aus! Haltet aus!
Lasset hoch das Banner wehn!
Zeiget ihm, zeigt der Welt,