Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der Geschichte des Mittelalters] (Theil 3)

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berechnen. Sie bereicherten die Völker mit geistigen Gütern, er¬ 
hellten ihren Verstand, erweiterten ihre Gedanken, Kenntnisse und 
Erfahrungen, förderten die Wissenschaft, namentlich die Erd¬ 
kunde und Geschichte. Auch verdanken wir den Kreuzzügen 
die Einführung neuer Pflanzen und Ob st arten (die Per- 
gamottenbirne, die Pflaumen aus Damaskus re.). Der Handel 
wurde neu belebt, besonders in einigen italienischen Staaten, 
Venedig und Genua, welche sich mächtig erhoben. Die Roh¬ 
heit der Abendländer verlor sich mehr und mehr durch die Ver¬ 
bindung mit den südeuropäifchen Völkern. Auch die Freiheit 
gewann; denn Tausende von Leibeigenen hatten durch das Kreuz 
auf dem Waffenrocke sich frei gemacht; mancher strenge Herr 
hatte den Trotz auf der Zuuge verloren, und Künste, Gewerbe, 
die in den Städten mehr und mehr erblüheten, schufen eine selbst¬ 
ständige, freidenkende, waffengeübte Bürgerschaft. 
Die Krcuzznge. 
Das Grab steht unter wilden Heiden; 
Das Grab, worin der Heiland lag, 
Mus; Frevel und Verspottung leiden 
llnd wird entheiligt jeden Tag. 
Es klagt heraus mit dumpfer Stimme: 
Wer rettet mich von diesem Grimme? 
Wo bleiben seine Heldenjünger? 
Verschwunden ist die Christenheit! 
Wer ist der Glaubens-Wiederbringer? 
Wer nimmt das Kreuz in dieser Zeit? 
Wer bricht die schimpflichsten ver Ketten, 
llnd wird das heil'ge Grab erretten? 
Gewaltig geht auf Land und Meeren 
In tiefer Nacht ein heil'ger Sturm; 
Die trägen Schläfer aufzustören, 
Umbraus't er Lager, Stadt und Thurm, 
Ein Klaggeschrei um alle Zinnen: 
Auf, träge Christen, zieht von hinnen! 
Es lassen Engel aller Orten 
Mit ernstem Antlitz stumm sich seh'n, 
llnd Pilger sieht man vor den Pforten 
Mit kummervollen Wangen steh'n; 
Geschtchtsfreund. in. 
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